Großes Risiko, überschaubarer Erfolg

von Redaktion

Israels Angriff in Doha

Auge um Auge. Gerade noch bejubelte die Hamas den Anschlag von Jerusalem, bei dem sechs Menschen starben, reklamierte ihn später für sich. Mit dem Angriff in Doha schickte Israel die Quittung, verbunden mit der klaren Botschaft, dass die Terrorbande nirgendwo sicher ist. Aus israelischer Sicht gilt nach wie vor: Langfristig können das Land und seine Menschen nur dann halbwegs sicher leben, wenn die Hamas aufhört zu existieren.

Das stimmt. Trotzdem muss man zwingend nach dem Preis solcher Militär-Schläge fragen. Und der ist vermutlich hoch. Dass Israels Angriffe sich auf immer mehr Länder der Region ausweiten, ist schon an sich gefährlich. Dass nun ausgerechnet Katar betroffen ist, hat aber eine neue Qualität. Das Emirat – Terrorunterstützer und US-Partner zugleich – spielt zwar eine brisante Doppelrolle. Im Gaza-Krieg war es aber als Vermittler mitunter die einzige Hoffnung auf einen Frieden.

Damit, dass Katar sich nach dem Angriff aus dieser Rolle zurückziehen würde, musste Israels Regierung rechnen. Auch deshalb stellt sich zunehmend die Frage, ob Netanjahu überhaupt noch an Frieden und der Freilassung der letzten Geiseln gelegen ist. Für einen überschaubaren Erfolg riskiert er enorm viel. Auch Ärger mit seinem Freund im Weißen Haus, der – offenbar spät informiert – über die Aktion ganz und gar nicht glücklich war. Und das Ende der Entspannungspolitik mit arabischen Nachbarn, in der die Hoffnung auf eine grundsätzliche Befriedung der Region lag.

Fast zwei Jahre nach dem bestialischen Hamas-Angriff ist Jerusalem auf dem Weg, sich international zu isolieren. Darin aber kann keine Sicherheitsperspektive für das Land liegen. Am Ende mag die Hamas wirklich Geschichte sein. Aber es besteht die reale Gefahr, dass Israel danach mehr Feinde haben wird als zuvor. MARCUS.MAECKLER@OVB.NET

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