Trump ist nicht glücklich über den Angriff seines Verbündeten Benjamin Netanjahu. © Vucci/dpa
Washington – Selbst wenn zuletzt die internationale Kritik immer größer wurde: Auf die Unterstützung von Donald Trump konnte sich der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu meist verlassen. Doch nach Israels Angriff in Katar erteilte der US-Präsident seinem Verbündeten eine seltene Rüge: „Ich bin nicht begeistert über die ganze Situation“, sagte er mit Blick auf das israelische Bombardement, das sich gegen die Führungsriege der radikalislamischen Hamas richtete.
Sechs Menschen starben nach Angaben der Hamas durch den Angriff in Doha, ranghohe Vertreter seien aber nicht unter den Toten.
„Diese Entscheidung wurde von Ministerpräsident Netanjahu getroffen, nicht von mir“, distanzierte Trump sich von der Attacke. Er sei auch nicht im Voraus informiert worden. Als das Weiße Haus vom US-Militär informiert worden sei, sei es schon zu spät gewesen, „um den Angriff noch zu verhindern“. Erst danach telefonierte Trump mit Netanjahu. Dabei habe er dem israelischen Regierungschef eine „sehr klare“ Botschaft über seine „Bedenken“ übermittelt, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt.
Der israelische Angriff erfolgte ausgerechnet in einem Land, das eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen spielt. Katar ist zudem ein enger US-Verbündeter und Standort einer riesigen US-Luftwaffenbasis. Im Mai wurde Trump in dem Emirat auf seiner Reise durch die Golfstaaten reich beschenkt – unter anderem mit einer Boeing 747-8 im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar.
„Ich betrachte Katar als einen starken Verbündeten und Freund der USA und bedauere den Ort des Angriffs sehr“, kritisierte Trump – auch wenn die Bekämpfung der Hamas nach wie vor ein „lohnendes Ziel“ sei. Der US-Präsident verwies auf den möglichen Schaden für seine Bemühungen, den Krieg im Gazastreifen zu beenden: „Einseitige Bombardierungen in Katar, einem souveränen Staat und engen Verbündeten der Vereinigten Staaten, der sehr hart arbeitet und mutig Risiken eingeht, um gemeinsam mit uns Frieden zu vermitteln, bringen weder Israel noch Amerika ihren Zielen näher.“
Erst jüngst hatte Trump versichert, die USA führten „intensive Verhandlungen“ mit der Hamas über die Freilassung der im Gazastreifen von den Islamisten festgehaltenen israelischen Geiseln. „Wir wollen die Geiseln zurück, aber wir sind nicht begeistert von der Art und Weise, wie das heute abgelaufen ist“, sagte Trump.
Israel weist die US-Kritik allerdings zurück. „Wir handeln nicht immer im Interesse der Vereinigten Staaten“, sagte Israels UN-Botschafter Danny Danon. „Wir haben in der Vergangenheit gemeinsam gehandelt, wir werden auch in Zukunft gemeinsam handeln”, beteuerte dennoch der israelische Botschafter in Washington, Yechiel Leiter.
Die „Times of Israel“ berichtete unter Berufung auf Diplomaten, dass Katar seine Rolle als Vermittler aussetzen werde. Bei den Angehörigen der Geisel-Familien geht nun die Angst um. „Die Chance, sie zurückzubringen, ist jetzt ungewisser als je zuvor“, heißt es vom Forum der Angehörigen.