Düsseldorf – Der Messerangriff auf eine Lehrerin in Essen ist möglicherweise islamistisch motiviert gewesen. „Aus der ersten Auswertung der sichergestellten Datenträger lassen sich nämlich Hinweise auf eine religiös motivierte Tat erkennen“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) in einer Sitzung des Innenausschusses im Düsseldorfer Landtag. Der 17 Jahre alte Tatverdächtige war der Polizei demnach schon vor der Tat am Freitag aufgefallen.
Nach dpa-Informationen aus Sicherheitskreisen waren bei einer Hausdurchsuchung zwei Handyvideos sichergestellt worden. Darin bekenne sich der Verdächtige zu der Tat: Die Lehrerin habe den Propheten beleidigt, deshalb habe er zugestochen. Auch sei in dem Clip „Alahu Akbar“ zu hören.
Die Zentralstelle für Terrorismusverfolgung und der Generalbundesanwalt in Karlsruhe seien informiert worden, erklärte Reul. Der Generalbundesanwalt prüfe, ob er das Verfahren übernimmt. Auch der Staatsschutz sei in die Mordkommission eingebunden. Der Haftbefehl war dem Jugendlichen schon am Sonntag verkündet worden, er wurde vom Amtsgericht Essen wegen versuchten Totschlags erlassen. Der 17-Jährige war nach der Tat geflohen, aber von Polizisten gestellt worden. Bei der Festnahme zog er nach Polizeiangaben ein Messer, die Beamten schossen. Er wurde verletzt und kam in ein Krankenhaus, wo er bewacht wird.
Die bei dem Angriff schwer verletzte 45 Jahre alte Lehrerin sei mittlerweile außer Lebensgefahr, sagte Reul. Er berichtete, dass der Schüler schon in der Vergangenheit polizeilich aufgefallen sei, und zwar wegen Bedrohung, eines Waffendelikts, gefährlicher Körperverletzung und des Besitzes von Kinderpornografie. Dem polizeilichen Staatsschutz sei er aber nicht bekannt gewesen. Auch in seiner früheren Schule soll er Probleme gemacht haben und war vorübergehend als Mensch mit Risikopotenzial eingestuft.
Die Polizei prüft auch, ob der 17-Jährige am Freitagmorgen noch einen weiteren versuchten Totschlag beging. In der Essener Innenstadt war ein Obdachloser angegriffen worden.