Es ist ein Sieg der Demokratie – nicht nur in Lateinamerika, sondern weltweit. Während Autokratien rund um den Globus erstarken, setzt Brasilien ein kraftvolles Zeichen: Der Oberste Gerichtshof hat Ex-Präsident Jair Bolsonaro für einen Putschversuch zu mehr als 27 Jahren Haft verurteilt. Am 8. Januar 2023 hetzte der Rechtspopulist seine Anhänger auf den Präsidentenpalast, um die Machtübernahme seines Nachfolgers Lula da Silva zu verhindern. Das Urteil ist historisch: Zum ersten Mal in der Geschichte Brasiliens wurde nun ein Putschist zur Rechenschaft gezogen.
Für die erst vier Jahrzehnte alte Demokratie ist das ein bemerkenswerter Schritt, zumal Brasilien zuletzt unter massivem Druck aus Washington stand. Donald Trump, Bolsonaros engster Verbündeter, hatte den Prozess wiederholt als „Hexenjagd“ bezeichnet, Lulas Regierung mit 50-Prozent-Zöllen bestraft und sogar den obersten Verfassungsrichter mit Sanktionen belegt. Die Parallelen sind offensichtlich: Auch Trump stachelte seine Anhänger nach seiner Niederlage gegen Joe Biden an und ließ 2021 das Kapitol stürmen. Doch anders als der „Tropen-Trump“ wurde er nie verurteilt – sondern erneut gewählt.
Brasilien ist noch immer geprägt von 21 Jahren Militärdiktatur. Das Land weiß, dass demokratische Institutionen verteidigt werden müssen – in diesem Fall mit einem schnellen und entschlossenen Handeln der Justiz. Die USA, die sich selbst gern als älteste Demokratie der Welt rühmen, können – und sollten – daraus lernen. KATHRIN.BRAUN@OVB.NET