Charles‘ roter Teppich für Trump

von Redaktion

Wiedersehen: Trump mit Keir Starmer in Washington. © dpa

London – Bis heute weiß man nicht so recht, was Elizabeth II. über ihren amerikanischen Gast dachte. Hielt sie ihn für „very rude“, also: sehr unhöflich, wie ein Biograf der Königin vor einigen Monaten verriet? Oder fühlte sich doch so gut unterhalten, wie Donald Trump im Nachhinein behauptete? Damals, 2019, war sein Besuch jedenfalls ein Ereignis, weil man nicht wusste, wie sich der rüpelhafte US-Präsident benehmen würde. Wenn er heute zum zweiten Staatsbesuch nach London reist, rollen sie ihm jedenfalls den roten Teppich aus.

Die Regierung in London setzt auf königlichen Pomp und Prunk, um den unberechenbaren US-Präsidenten zu umwerben. Der innenpolitisch unter Druck stehende Premierminister Keir Starmer hofft, Trump mit dem glanzvollen Empfang bei Laune zu halten und sich sein Wohlwollen in Zoll- und Wirtschaftsfragen sichern zu können.

Von der Kutschfahrt mit König Charles III. über den Überflug von Kampfjets bis hin zum großen Staatsbankett im historischen Schloss Windsor – London setzt alles daran, Trump zu umgarnen, der sich selbst als großen Fan der britischen Monarchie bezeichnet. Ziel ist es offensichtlich, bei dem am Dienstagabend in London landenden Trump erst einmal für gute Laune zu sorgen, bevor der US-Präsident und Starmer die harten Themen angehen. Dazu gehören die Handelsbeziehungen, Trumps Zollpolitik und der Ukraine-Krieg.

Der linksgerichtete Starmer ist kein idealer Partner für den rechtspopulistischen Scharfmacher aus Übersee. Doch seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar hat der britische Labour-Chef hart dafür gearbeitet, den US-Präsidenten für sich zu gewinnen. Dabei setzt er auch auf die bekannte Faszination Trumps für das Königshaus. Trump, dessen Mutter aus Schottland stammt, schwärmt noch heute oft von seinem Staatsbesuch während seiner ersten Amtszeit 2019. Damals wurde er Königin Elizabeth II. empfangen. Das Grab der 2022 verstorbenen Monarchin will er nun bei seinem Aufenthalt besuchen.

Zum offiziellen Auftakt des Staatsbesuchs werden der US-Präsident mit seine Frau Melania am Mittwoch auf Schloss Windsor von Thronfolger Prinz William und dessen Frau Catherine begrüßt. Anschließend steht eine gemeinsame Kutschfahrt mit Charles III. und Königin Camilla an, am Abend wird schließlich mit einem Staatsbankett der volle Prunk hervorgezaubert.

Am Donnerstag soll dann – mit einem dank dess Verwöhn-Programms hoffentlich gut aufgelegten Trump – über Politik gesprochen werden. Während Melania Trump ein Damenprogramm mit Camilla und Catherine absolviert, wird sich ihr Mann zu Starmers Landsitz Chequers begeben. Dort sollen eine „weltweit führende Technologiepartnerschaft“ und ein „wichtiges Abkommen zur zivilen Nutzung der Atomenergie“ unterzeichnen werden.

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