KOMMENTAR

EU-Handelskrieg gegen Israel wäre ein Fehler

von Redaktion

Europa ringt um Gaza-Kurs

Es ist nicht zu bestreiten: Mit seinem drastischen Vorgehen in Gaza stürzt Israel seine Freunde ins Dilemma. Einfach wegschauen geht nicht, wenn tausendfach Zivilisten sterben – weil die Hamas-Terroristen ihr eigenes Volk in den Tod schicken. Hamas müsste nur die Geiseln freilassen, dann wäre der Krieg zu Ende.

Echte Freunde müssen den Israelis in dieser Situation ins Gewissen reden, ihnen zurufen: Was ist euer Gewinn an Sicherheit wert, wenn ihr die Hamas auslöscht, aber Juden überall auf der Welt ins Visier radikaler Islamisten und linker Israelhasser geraten?

Einige europäische Regierungen haben sich unter dem Druck der öffentlichen Meinung in eine offene Gegnerschaft zu Israel treiben lassen und fordern immer weiter gehende Sanktionen bis hin zu einem totalen Waffen- und Handelsboykott. An der Spitze Spanien, dessen Regierungschef Sanchez öffentlich bedauert, über keine „Atombomben“ zu verfügen, um die Regierung Netanjahu zur Räson zu bringen. Welche Entgleisung. Die deutsche Regierung sollte sich von diesem Furor nicht anstecken lassen. Freunde lässt man nicht im Regen stehen, auch wenn sie Fehler begehen.

Um es hart auszudrücken: Nicht Spanien, sondern Deutschland hat im Weltkrieg sechs Millionen Juden ermordet. Daraus erwächst eine andere Verantwortung für den Judenstaat, dem mit dem Terror des 7. Oktober 2023 dieser Krieg aufgezwungen wurde. Deshalb ist es unerträglich, dass wiederum das sozialistische Spanien und viele linke und rechte Gruppen heute Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Israels Krieg gegen die rechtsradikale Hamas (und ihre Paten, die Mullahs im Iran) gleichsetzen. Das – und auch die anschwellende Welle des Antisemitismus in Europa und der gewalttätige Protest palästinensischer Gruppen in unseren Straßen – hat die jüdische Autorin Malca Goldstein-Wolf in einem traurigen Satz zusammengefasst: „Es hat schon Tradition, dass tote Juden beweint und lebendige Juden im Stich gelassen werden.“

Durch einen Wirtschaftskrieg der EU oder einen Stopp der technologischen Zusammenarbeit mit Europa wird sich die Regierung Netanjahu von ihrem Kurs kaum abbringen lassen. Sicher hingegen ist, dass sich Europa, das sich ja unabhängiger von den USA machen will, damit selbst erheblich schadet: Israelische Geheimdienstinformationen, aber auch moderne Waffen wie die Raketenabwehrsysteme Arrow 3 oder Iron Dome dürften künftig Schlüsselrollen spielen, wenn sich Europa sicherheitspolitisch in einer rauer gewordenen Welt behaupten will, in der Russland und China globale Dominanz anstreben und Iran nach der Atombombe greift. Die Verbindungen zu Israel zu kappen, widerspräche unseren geostrategischen Interessen und käme einer europäischen Selbstdemontage gleich. Deutschland hat gute Gründe, das in der EU zu verhindern.GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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