Die Bahn schlingert – wieder einmal – von einer Negativmeldung zur nächsten. Zugverbindungen werden zusammengestrichen, der Bund geizt plötzlich mit Geld für teure Aus- und Neubauvorhaben. Und jetzt auch noch Preiserhöhungen: Beim MVV, beim Fernverkehr, und auch beim Deutschlandticket, das schon 2026 wieder teurer wird – das nächste gebrochene Versprechen im Koalitionsvertrag. Es ist dabei nicht gerade hilfreich, dass der Bahnchef seit einem Monat gefeuert, ein Nachfolger aber immer noch nicht in Sicht ist. Es ist fahrlässig von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, sich so viel Zeit zu lassen bei der Suche nach einem neuen Chef. Er hat derzeit niemanden, der für einen neuen Kurs bei der Bahn steht.
Doch es gibt auch Hoffnung. Zum Beispiel neuerdings eine etwas pünktlichere Münchner S-Bahn. Das geht fast unter. Man kann ein Verkehrsmittel auch kaputt reden oder schreiben. Damit ist niemandem geholfen. Klar ist aber: Preise rauf, Angebot runter – das kann es nicht sein. Wenn sich die Bahn strikt auf Wirtschaftlichkeit konzentriert, klingt das erst mal gut. Aber die Folge würde sein, dass sie sich auf lukrative Strecken konzentriert. Anderes fällt dann weg. Die ersten Vorboten dieser Strategie gibt es schon, etwa das Aus für die manchmal schwach ausgelasteten Alpen-Fernzüge, was Bemühungen um einen umweltfreundlichen Tourismus ohne Auto einen Schlag versetzt.
Die Bahn ist aber mehr als ein Wirtschaftskonzern (was auch der Bundesrechnungshof mit seinen Meckereien gegen die Bahn stets unterschlägt). Sie ist auch dem Gemeinwohl verpflichtet. Zu letzterem gehört auch, nicht nur das bisherige Streckennetz zu sanieren (was richtig ist), sondern auch Akzente beim Aus- und Neubau zu setzen und dafür auch die notwendigen Mittel zu bekommen. Es bedeutet, auch unrentable Strecken zu betreiben und maßvolle Ticketpreise anzubieten.
Es braucht einen Verkehrsminister mit Wumms, der Taschenspielertricks beim Sondervermögen abwehrt und der Bahn das Geld organisiert, das sie benötigt. Der Bundesverkehrsminister will Eckpunkte einer neuen Bahnpolitik am Montag vorstellen. Dabei muss er die Daseinsvorsorge mitdenken. Nur die Rendite allein darf nicht im Vordergrund stehen. DIRK.WALTER@OVB.NET