Maulkorb für den Trump-Gegner

von Redaktion

Unter Druck: Die Spitzen von Talkgrößen wie Jimmy Kimmel (r.) und Stephen Colbert, dessen Sendung im nächsten Jahr abgesetzt wird, nimmt Präsident Trump persönlich. © Brown/AFP

Los Angeles – Der US-Sender ABC setzt die Talkshow des prominenten Fernsehmoderators Jimmy Kimmel nach dessen Äußerungen über das Attentat auf den rechten Aktivisten Charlie Kirk vorerst ab. Die Sendung werde „auf unbestimmte Zeit“ aus dem Programm genommen, teilte ABC laut US-Medien mit. Hintergrund sollen Kimmels Äußerungen über den getöteten Vertrauten von Präsident Donald Trump sein.

Kimmel hatte in seiner Show zuletzt suggeriert, dass der mutmaßliche Attentäter Tyler Robinson möglicherweise Teil der sogenannten MAGA-Bewegung des US-Präsidenten gewesen sei. Das Kürzel steht für „Make America Great Again“. „Herrn Kimmels Kommentare zum Tod von Herrn Kirk sind in einer kritischen Phase unseres nationalen politischen Diskurses beleidigend und unsensibel“, teilte das Medienunternehmen Nexstar mit, das über lokale TV-Sender ABC-Inhalte ausstrahlt. Ob die Show überhaupt wieder aufgenommen wird, ist angesichts der aufgeheizten Stimmung in den USA fraglich.

In den Vereinigten Staaten tobt ein erbitterter Streit darüber, wie sich über den Tod Kirks geäußert werden darf, dessen teilweise extrem konservative Ansichten heftig umstritten waren. Trump und seine Regierung haben angekündigt, gegen Kommentatoren vorzugehen, die sich ihrer Meinung nach nicht angemessen zu dem im Bundesstaat Utah erschossenen 31-Jährigen äußern. Kritiker halten es für höchst bedenklich, dass dabei Presse- und Meinungsfreiheit auf der Strecke bleiben.

Am Donnerstag erhob auch Ex-Präsident Barack Obama seine Stimme. Trumps Regierung habe „Cancel Culture“ auf eine „neue und gefährliche Ebene“ gehoben, nachdem sie sich selbst lange darüber beschwert habe, erklärte der Demokrat. Er warf seinem republikanischen Nachfolger vor, Medienunternehmen mit regulatorischen Drohungen unter Druck zu setzen, „wenn diese nicht missliebige Reporter und Kommentatoren mundtot machen oder entlassen“. Obama verwies dabei auf einen Meinungsbeitrag des US-Journalisten Zack Beauchamp. Dieser schrieb, die Trump-Regierung instrumentalisiere die Aufsichtsbefugnisse von Bundesbehörden, um unliebsame Stimmen zu bestrafen. Der Fall Kimmel sei eine Eskalation vorheriger Maßnahmen und zeige, „wie weit die Vereinigten Staaten auf dem Weg in den Autoritarismus in nur acht Monaten gekommen sind“.

Die Late-Night-Shows stehen seit der Absetzung des ebenfalls prominenten Talkmasters Stephen Colbert beim Sender CBS besonders unter Druck. Trump machte immer wieder klar, dass ihm neben Colbert vor allem Kimmel ein Dorn im Auge sei. Die US-Talkmaster machen sich in pointierter und teils derber Art und Weise über den US-Präsidenten und dessen autoritäre Tendenzen lustig und bilden damit in den Augen vieler Beobachter ein wichtiges Gegengewicht zur politisch einseitigen Kommunikation des Weißen Hauses.

„Tolle Neuigkeiten für Amerika“, kommentierte Trump selbst die Personalie auf seiner Plattform Truth Social. „Glückwunsch an ABC, dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste.“ Der Präsident nahm zudem die verbliebenen Comedians Jimmy Fallon und Seth Meyers ins Visier, die er „zwei totale Versager“ nannte. Der Sender NBC müsse nun folgen und ihre Shows ebenfalls absetzen. Trump formulierte es als klare Aufforderung: „Tu es, NBC!!!“

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