KOMMENTARE

München – eine Stadt feiert den Rausch

von Redaktion

Start des 190. Oktoberfests

Ist es also doch der Rausch, der München zusammenhält? Natürlich plus Hendlfett, Zuckerwatte und Teufelsrad. In den nächsten 16 Tagen ist das der Kitt, der unsere berühmte Weltstadt mit Herz zusammenleimt. Das Oktoberfest ist das, worauf sich fast alle Münchner seit 1810 einigen können. Nach dem Motto: Ja, die Mass ist teuer. Damit kann man in Chemnitz eine Eigentumswohnung anzahlen. Aber trotzdem gehört dieses hemmungslose Fest zu München wie sonst nur der Englische Garten, der Marienplatz und der Monaco Franze.

Hier sitzt der Trachtler mit der Drag Queen im Zelt, Jung mit Alt, Hasenbergl mit New York, Rohkost-Influencerin mit niederbayerischer Hausfrau und Burschenschaftler mit Antifa-Aktivistin. So einen Ort gibt es sonst nirgends auf der Welt. Das ist das Geheimnis. Es ist ein dampfender, milliardenschwerer Schmelztiegel der Glückseligkeit. Hier gibt‘s keine halben Sachen, hier geht jeder aufs Ganze. Weil mit Wiesnbier im Blut der Mut ins Unermessliche steigt. Das kann fatal enden, aber auch eine Chance sein.

Deswegen ist heute der Moment, dieser Stadt und seinen Entscheidern drei mutige Großprojekte ins Aufgabenheft zu diktieren: 1. Macht den Stachus schön! Für viele Einheimische ist es ein kriminelles Gefahrengebiet. 2. Macht den Nahverkehr wieder krisenfest! Der Pendlerfrust in Oberbayern ist enorm. 3. Habt eine Vision für unsere Stadt! Großprojekte sind nichts Böses, und Olympia kann eine Chance für dieses selbstzufriedene Millionendorf sein. Weil manchmal auch im echten Leben das Gleiche gilt wie in der Achterbahn: Nur wer einsteigt, kriegt das volle Erlebnis.

Und sonst? Wir hätten noch einen Wiesn-Wunsch. Die freiwillige Bierpreisbremse. Der Staat ist den Wirten mit der Mehrwertsteuer entgegengekommen. Vielleicht schaffen es unsere Hendl- und Mass-Barone, den Gästen etwas davon zurückzugeben. Man darf ja noch träumen. STEFAN.SESSLER@OVB.NET

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