Nach nur wenigen Wochen hat die Bundesregierung eine neue Bahn-Chefin gefunden. Bemerkenswert, dass in der Männerwelt Bahn künftig eine Frau im Führerstand sitzt. Die Personalie ist aber eher ein Indiz für das Desinteresse der mit Großunternehmen bereits erfahrenen Manager am Job. Wer wirklich gut ist, verdient anderswo viel mehr und muss sich nicht mit einer nörgelnden Öffentlichkeit herumplagen, Interviews geben und sich Politikern stellen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Zahl der ernsthaften Bewerber überschaubar war.
Doch das spricht nicht gegen die Entscheidung, eine interne Lösung zu präferieren. Im Gegenteil. Die Bahn braucht eine Rosskur und Führungspersonal, das es mit einer Erneuerung ernst meint. Dass sie dafür steht, hat Evelyn Palla bewiesen. In ihren Bereich, dem Regionalverkehr, hat sie die Formel angewendet, die auch für das Große und Ganze erfolgreich sein kann. Sie hat die Verantwortung für das tägliche Geschäft aus der Zentrale an die Regionen überwiesen und damit Erfolg gehabt. Der Bahnkonzern leidet ja auch unter den über jahrzehntelang aufgebauten Hierarchien, die ihn träge und wenig effizient werden ließen. Das könnte sich unter Palla ändern.
Palla wird nun zur öffentlichen Person, die auch immer wieder erklären muss, was sie warum tut. Und warum was schiefgeht. Leicht ist das nicht. Aber eine motivierte Aufsteigerin kommt damit vielleicht besser klar als ein kritikentwöhnter Supermanager.