München – Für Friedrich Merz ist der CDU-Wirtschaftstag im Mai praktisch ein Heimspiel. Nicht verwunderlich also, dass er dort verbal etwas schärfere Geschütze auffährt. „Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten“, fordert er und schmettert hinterher: „Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können.“ Applaus. Auch wenn der Kanzler damit zwar offiziell niemanden direkt anspricht, dürfte klar sein, wen er eigentlich meint: die junge Generation, die Nachwuchs-Fachkräfte.
Doch haben junge Menschen in Bayern wirklich solche Ansprüche an ihre Arbeit, oder sind ihnen tatsächlich andere Faktoren wichtig? Unter anderem damit hat sich der DAK-Gesundheitsreport „Gen Z in der Arbeitswelt“ beschäftigt, der unserer Zeitung vorliegt.
Die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse, DAK-Gesundheit, hat Daten explizit aus der sogenannten Generation Z (auch Gen Z) im Vergleich zu anderen Altersgruppen in Bayern ausgewertet. Die zwischen 1995 und 2010 geborenen Beschäftigten machen nämlich bereits jetzt 20 Prozent der insgesamt 7,2 Millionen Arbeitnehmer in Bayern aus. „Es gibt Zuschreibungen, dass jüngere Beschäftigte besonders anspruchsvoll sind“, heißt es in dem Report. Doch: „Tatsächlich sind die Prioritäten der Gen Z ähnlich wie bei allen anderen Beschäftigten.“ Und die Zahlen sprechen für sich.
So ist den 18- bis 29-Jährigen Sicherheit am wichtigsten, und zwar die des Arbeitsplatzes. 64 Prozent in dieser Altersgruppe stimmen dieser Aussage zu, während der durchschnittliche Wert für alle bayerischen Beschäftigten nur bei 55 Prozent liegt. Die politisch viel diskutierte Work-Life-Balance empfinden 63 Prozent der unter 30-Jährigen als sehr wichtig im Arbeitsalltag. Doch die ist offenbar nicht nur für junge Menschen von Bedeutung, denn insgesamt 57 Prozent aller Beschäftigten geben ebenfalls an, dass ihnen die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sehr wichtig ist.
Und auch die flexible Gestaltung der Arbeitszeit ist kein reines „Gen-Z-Thema“. Während für 54 Prozent der 18- bis 29-Jährigen eine flexible Arbeitszeit – wie etwa Gleitzeit – Priorität hat, stufen auch 51 Prozent aller Beschäftigten diesen Aspekt als „sehr wichtig“ ein.
Deutliche Generationen-Unterschiede gibt dagegen beim Thema Krankheit. So sind Berufstätige unter 30 zwar 46 Prozent häufiger krankgeschrieben als der Durchschnitt. Allerdings sind sie mit 5,8 Tagen auch deutlich kürzer krankgeschrieben als der Gesamtdurchschnitt (9,4 Tage).
Ein Grund für diese Diskrepanz könnte der unterschiedliche Umgang mit Gesundheit sein. Denn wie die DAK herausgefunden hat, ist die jüngere Generation von der Corona-Pandemie geprägt. So geben bayerische DAK-Versicherte der Generation Z häufiger (56 Prozent) als ältere (51 Prozent) an, seit der Corona-Pandemie vorsichtiger im Umgang mit Infekten zu sein. Während sich gut ein Viertel der 18- bis 29-Jährigen zum Beispiel bei Erkältungssymptomen wie Husten und Schnupfen eher krankschreiben lässt als vor der Pandemie, ist das nur zu einem Fünftel bei den 30- bis 49-Jährigen der Fall. Und nur zu etwas mehr als ein Sechstel bei den 50- bis 65-Jährigen. Gleichzeitig arbeiten jüngere Beschäftigte (77 Prozent) öfters auch mal, obwohl sie krank sind, als es der Durchschnitt (68) tut. HUD