Ist der Riss von Dauer? Wladimir Putin (l.) und Donald Trump, damals beide noch gut gelaunt, beim Treffen am 20. August in Alaska. © Nikhinson/dpa
München – Nach dem Treffen in Alaska vor gut einem Monat mit Wladimir Putin schwärmte Donald Trump noch von einem „großartigen und sehr erfolgreichen Tag“. Doch die Männerfreundschaft, die sich dort bei der gemeinsamen Fahrt in Trumps Limousine anbahnte, scheint einen heftigen Knacks bekommen zu haben.
Angesichts der anhaltenden Luftangriffe und der fehlenden Verhandlungsbereitschaft des Kreml-Herrn erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt jetzt, Trump sei „unglaublich frustriert wegen Putin und Russland“. Der US-Präsident rückte nach seinem gestrigen Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in New York sogar von seiner Forderung ab, die Ukraine müsse für eine Friedensvereinbarung Gebietsabtretungen hinnehmen. „Ich denke, dass die Ukraine mit Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen“ – und vielleicht sogar „noch weiter“ zu gehen, wie Trump in seinem Netzwerk Truth Social schrieb.
Die Ukraine ist nach Einschätzung Trumps zusammen mit ihren Verbündeten in der Lage, ihre von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern. „Putin und Russland stecken in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und es ist Zeit für die Ukraine zu handeln.“ Man werde die Nato weiterhin mit Waffen beliefern, „damit die Nato damit machen kann, was sie will“.
Russland sei schwach und wirke nach dreieinhalb Jahren ohne echte Erfolge auf dem Schlachtfeld wie ein „Papiertiger“, so Trump in seinem Post. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte dazu: „Russland ist überhaupt kein Tiger. Bei Russland denkt man eher an einen Bären. Papierbären gibt es nicht. Russland ist ein echter Bär.“ Natürlich gebe es Schwierigkeiten wegen der Sanktionen, aber insgesamt sei die Wirtschaft in Russland stabil.
Die Ukrainer seien nicht in der Lage, Gebiete zurückzuerobern. Peskow weiter: „Sie sollten nicht vergessen, dass sich die ukrainische Lage mit jedem Tag verschlechtert, an dem sie nicht zu Gesprächen bereit ist.“
Zuvor hatte sich Trump zudem für den Abschuss russischer Flugzeuge in Nato-Territorium ausgesprochen. Bei einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte der US-Präsident, seine Beziehung zu Russlands Präsident Wladimir Putin habe „leider nichts bedeutet“. Trump hatte sich in der Vergangenheit mehrfach eines hervorragenden Drahts zu Putin gerühmt.
Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew nannte Trumps Kritik an Moskau vorübergehend. Trump sei nach den Treffen „mit den Clowns aus Kiew und Paris“ in eine Scheinwelt gefallen, in der die Ukraine siege, schrieb Medwedew auf Telegram. „Aber Trump ist nicht so! Kein Zweifel, er kehrt zurück. Er kehrt immer zurück.“
Selenskyj sprach von einer „großen Kehrtwende“ Trumps. Er pflichtete dem US-Präsidenten bei, dass die EU den Import russischen Öls beenden sollte. Die Nato-Verbündeten hätten ihren „Verbrauch russischer Energie nicht ausreichend reduziert“, hatte der US-Präsident in seiner UN-Rede kritisiert und den Europäern bescheinigt, das sei extrem peinlich.
In seiner Rede vor den Vereinten Nationen dankte Selenskyj Trump erneut für dessen Neupositionierung. Zugleich mahnte er, jetzt den Druck auf Moskau zu verstärken. Russische Drohnen fliegen bereits über Europa, und russische Operationen breiten sich bereits auf andere Länder aus“, sagte Selenskyj unter Anspielung auf die jüngsten Luftraumverletzungen in osteuropäischen Nato-Ländern durch russische Drohnen und Kampfjets. „Putin will diesen Krieg fortsetzen, indem er ihn ausweitet.“