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Plötzlich ist Putin für Trump ein Papiertiger

von Redaktion

Was sagt die AfD dazu?

Der Papiertiger, als den Putin mit seinen Drohnen und Kampfjets zuletzt die Nato vorzuführen versuchte, ist er nun plötzlich selber: So kann es einem ergehen, der sich in Trumps unsicherer Welt zu sicher fühlt. Der Kremlchef hat sein Blatt überreizt – vor allem hat er seinen vermeintlichen Kumpel Trump blamiert. Wenn es den einen Fehler im Umgang mit dem US-Präsidenten gibt, dann ist es dieser: ihn vor den Augen der Welt bloßzustellen. Putin hat nicht nur Trumps Hoffnung zerstört, ihm mit einem Frieden in der Ukraine zum Nobelpreis zu verhelfen. Er hat ihn, schlimmer, als schwach dastehen lassen, als er anfing, immer dreister die Nato selbst zu attackieren. Es gehört zu Trumps Narrativen, dass so etwas „schwachen“ Präsidenten wie seinen verhassten Amtsvorgängern Obama und Biden passierte, nie aber ihm selbst.

Die Europäer, voran der ukrainische Präsident Selenskyj, können ihr Glück über den neuesten Schwenk des US-Präsidenten noch kaum fassen. Der ist zwar wie immer bei Trump mit Vorsicht zu genießen. Doch deutet die Wucht der Kursänderung darauf hin, dass sich die russlandkritischen Kräfte im Umfeld des Präsidenten, darunter Außenminister Rubio, der dem Kreml nicht über den Weg traut, durchzusetzen beginnen: Einen „Papiertiger“ nennt Trump jetzt plötzlich Russland, und er ermutigt die Nato, eindringende Kampfjets abzuschießen, und die Ukrainer, sich ihre Gebiete zurückzuholen. In Kiew und an der Front, wo Putins Armee zuletzt zwar keine Fortschritte mehr erzielen konnte, sich aber auch unter den Verteidigern zunehmend Zweifel ausbreiteten, dürfte das einen neuen Motivationsschub auslösen.

Die Europäer sollten den US-Präsidenten in seinem neuen Kurs bestärken. Vor allem müssen sie seiner berechtigten Forderung nachkommen, ihre Ölimporte aus Russland endlich einzustellen, um dem Aggressor nicht weiter die Kriegskasse zu füllen. Moskaus Handlanger in der EU, voran der Slowake Robert Fico und der Ungar Viktor Orbán, die viel Gas aus Russland beziehen, sitzen nun plötzlich in der Zwickmühle: Sie müssen sich zwischen ihren Freunden Putin und Trump entscheiden. Das gilt übrigens auch für die deutsche AfD, wo die Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla schon vernehmlich streiten. GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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