Gas-Export in EU beschert Putin Milliarden

von Redaktion

Ein Tanker verfrachtet flüssiges Erdgas. © dpa

Brüssel – Russland profitiert nach einer Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace noch immer stark von Energiegeschäften mit Unternehmen aus Deutschland und anderen EU-Staaten. Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres seien 12,8 Milliarden Kubikmeter russisches Flüssigerdgas (LNG) in die EU importiert worden, heißt es in einer Untersuchung, die nun kurz vor einem EU-Gipfel veröffentlicht wurde. Im ganzen Jahr 2021, also vor dem Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine, seien es 15,9 Milliarden Kubikmeter LNG gewesen. Deutlich zurückgegangen sind demnach nur die Lieferungen von Pipeline-Gas.

Nach Schätzungen von Greenpeace hat allein das russische Unternehmen Yamal LNG in den Jahren zwischen 2022 und 2024 insgesamt 40 Milliarden US-Dollar (34 Milliarden Euro) eingenommen und davon rund 9,5 Milliarden US-Dollar an Gewinnsteuer in die russische Staatskasse abgeführt. Als wichtigste Kunden in der EU nennt die Organisation den französischen Ölkonzern Total, das bundeseigene deutsche Energieunternehmen Sefe sowie die spanische Naturgy.

Als besonders problematisch sehen die Autoren, dass die vier wichtigsten russischen LNG-Importländer Frankreich, Spanien, Belgien und die Niederlande den Zahlen zufolge von 2022 bis Juni 2025 mehr Geld für den Import von russischem LNG ausgaben, als sie der Ukraine im gleichen Zeitraum an bilateraler Hilfe bereitstellten. Sie importierten demnach russisches LNG im Wert von 34,3 Milliarden Euro, während sie 21,2 Milliarden Euro an bilateraler Unterstützung für die Ukraine bereitstellten.

Europäische Energieunternehmen erklären ihre fortgesetzten Geschäfte mit Yamal LNG mit dem Bedarf oder langfristigen Verträgen. Das gilt auch für das deutsche Unternehmen Sefe, das eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom war und als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der Energiekrise in Deutschland verstaatlicht wurde. Es ist bis 2038 an Yamal LNG gebunden.

Die Greenpeace-Experten kritisierten, die noch immer bestehende Abhängigkeit von russischem LNG fülle die Kriegskasse von Kremlchef Wladimir Putin und bedrohe Frieden und Sicherheit in Europa. Gleichzeitig sorge der verstärkte Import von US-Gas dafür, dass sich Europa der politischen Agenda von US-Präsident Donald Trump aussetze, der sich zunehmend als unzuverlässiger Partner erweise.

Der einzige Ausweg aus der „Gasfalle“ bestehe darin, dass Europa seine Abhängigkeit von fossilem Gas beende, indem es auf ein Energiesystem umstelle, das auf heimischer, erneuerbarer Energie basiere. Eine solche Entwicklung ist bislang allerdings nicht in Sicht. Zwar hat die EU-Kommission jüngst vorgeschlagen, die Einfuhr von russischem LNG in die EU spätestens Anfang 2027 komplett zu stoppen. Zugleich wurde allerdings US-Präsident Trump in Aussicht gestellt, dass amerikanisches LNG entstehende Lücken füllen könnte.

Artikel 2 von 11