KOMMENTAR

Schriller Gruß an die Basis

von Redaktion

Orbáns Spitzen gegen die Ukraine

„Und jetzt?“, sagt der starke Mann, nachdem Drohnen seines Landes die Grenze zur Ukraine überschritten haben. Der Kommentar könnte von Wladimir Putin stammen, doch den Ärger hat Kiew im Westen. Es sind die Ungarn, die offenbar den Luftraum verletzt haben. Und die achselzuckend tun, als sei nichts passiert.

Nicht dass man überrascht wäre. Dass Viktor Orbán keine Schamgrenzen kennt, ist bekannt, schon gar nicht in Beiträgen wie diesem, der sich ausdrücklich an seine Wählerschaft richtet und in dem er noch ganz andere Spitzen gegen die Ukraine („kein souveränes Land“) formuliert.

Der selbst für seine Verhältnisse schrille Tonfall hat auch damit zu tun, dass Orbán erstmals um seine Macht fürchten muss. 2026 wird gewählt, in den Umfragen liegt er hinten. Der Populist spielt bewusst die nationalistische Karte, Fakten wie die völkerrechtlich unstrittige Souveränität des Nachbarn spielen keine Rolle. Sein Außenminister schwadroniert dazu von „antiungarischen Ressentiments“ in der Ukraine.

Orbán hat seine Anhänger im ländlichen Raum, wo der auf Linie gebrachte staatliche Rundfunk wichtigste Informationsquelle ist. Hier mag die Zuspitzung funktionieren. In den Städten hingegen, unter Gebildeten und Liberalen, erwartet man von einem Regierungschef mehr, als sich auf Kosten der Verletzlichsten als starker Mann zu inszenieren.MARC.BEYER@OVB.NET

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