Scham ist kein Gefühl, mit dem sich die aktuelle US-Regierung über Gebühr belastet. Dass sich Verteidigungsminister Hegseth, der radikal-evangelikale Nationalist mit den Kreuzritter-Tattoos, vor rund 800 Top-Militärs mit Kommentaren über dicke, bärtige Generäle zum Affen macht, wäre deshalb nur eine Randnotiz – wenn der Hintergrund nicht so ernst wäre. Das Treffen in Virginia diente wohl mitunter dem Zweck, die Anwesenden auf das einzustimmen, was Trump einen „Krieg von innen“ nennt.
Das ist kein leeres Geschwätz, sondern Teil einer Agenda, deren Konturen in den letzten Wochen immer deutlicher hervortreten. Spätestens der Mord an dem rechten Podcaster Charlie Kirk scheint in der Trump-Regierung den Willen entfesselt zu haben, mit allem, was links von ihr steht, aufzuräumen. Bei der MAGA-religiösen Kirk-Trauerfeier bekannte der Präsident, seine Gegner zu hassen, und meinte das absolut wörtlich. Schon vorher schickte er unter Vorwänden das Militär in demokratisch regierte Städten und Bundesstaaten; in Virginia ermunterte Trump die Militärs sogar, jene Städte als „Trainingsgelände“ zu nutzen. Dahinter muss man das Ziel vermuten, eine repressive Atmosphäre für all jene zu schaffen, die sich gegen den Präsidenten stellen.
So aber handeln keine Demokratien, so handeln autoritäre Systeme. Teil des Dramas ist, dass sich bisher keine Gegenkräfte finden. Die US-Demokraten sind auch knapp ein Jahr nach der Wahl paralysiert, der Rest der demokratischen Welt verschließt aus Angst vor Trumps Furor die Augen. Der Republikaner baut das Land um. Und die traurige Frage ist, ob es am Ende seiner Amtszeit noch eine Demokratie sein wird. MARCUS.MAECKLER@OVB.NET