In wenigen Tagen, am 7. Oktober, jährt sich der beispiellose Terrorüberfall auf Israel zum zweiten Mal. Zehntausende Menschen demonstrieren jetzt weltweit – in Madrid, Paris, Rom, Berlin oder Buenos Aires. Aber sie gehen nicht in Solidarität mit den Juden auf die Straße, die das schlimmste Trauma seit dem Holocaust erleiden mussten, sondern protestieren für die Palästinenser in Gaza, deren Führer mit dem Überfall auf Israel bewusst den Krieg ausgelöst hatten.
Natürlich ist auch das nur eine Teilwahrheit: Die Regierung Netanjahu trägt Mitschuld daran, dass sich das Mitleid mit dem Opfer Israel in Mitleid mit dem Volk der Hamas-Täter gewandelt hat. Der neue Auslöser der weltweiten Proteste, das Abfangen der Gaza-Hilfsflotte, zeugt von der gegenseitigen Polarisierung: Die pro-palästinensischen Aktivisten hatten ihren Propaganda-Erfolg, denn es war ja klar, dass das israelische Militär nicht tatenlos zusehen würde, wie die Seeblockade gebrochen wird. Aber auch Netanjahu konnte sich den Israelis einmal mehr als starker Führer präsentieren.
Dabei wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, vom permanenten Endkampf-Gefühl umzuschalten auf Wiederannäherung. Denn dank des Trump-Friedensplans gibt es eine reale Chance, das Blutbad zu stoppen. In dieser Situation sollte man nicht für eine völlig nebensächliche Greta-Thunberg-Aktion demonstrieren, sondern dafür, dass die Hamas den Strohhalm ergreift und endlich, endlich die Waffen niederlegt.KLAUS.RIMPEL@OVB.NET