Woher kommen die Drohnen?

von Redaktion

Chaos am Flughafen: Menschen warten am Donnerstagabend auf Feldbetten während draußen nach den Drohnen gesucht wird. © Jason Tschepljakow/dpa

München – Tiam Sadeh saß schon in ihrem Flugzeug nach Shanghai, als am Flughafen München plötzlich nichts mehr ging. Drohnen-Alarm! Aus dem Cockpit hörte Sadeh am Donnerstagabend die Durchsage: Drohnen-Sichtung, die Maschine könne nicht starten. „Also sind alle erst mal panisch geworden“, sagt die junge Passagierin. Was passiert jetzt? Müssen wir hierbleiben? Wann ist der nächste Flug? All diese Fragen seien ihr durch den Kopf geschossen. Sie und die anderen Fluggäste mussten wieder aussteigen. Es war einer von 17 Flügen, die am Münchner Flughafen ausfielen – 15 weitere wurden nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet.

Auch Amir Amiri-Davani hatte den Flug nach Shanghai gebucht. Er war kurz zuvor aus Hamburg in München gelandet. Um 22.30 Uhr sollte der Anschlussflug abheben. Doch daraus wurde nichts. „Da macht man sich schon Gedanken, was ist denn da los?“, sagte er gegenüber Reportern vor Ort. Am Ende buchte er auf eigene Faust ein Hotel – 25 Kilometer entfernt. Rund um den Flughafen war alles ausgebucht.

Was für die Passagiere nur ein kurzfristiges Ärgernis ist, entwickelt sich für die Politik zum dauerhaften Problem. Nahezu täglich gibt es inzwischen Drohnensichtungen. Die Urheberschaft ist nur selten nachzuweisen. Vermutet wird oft, dass es sich um russische Spionage handelt. Aber sicher ist das nur selten. Bei einem Fall in Kiel aus dem September gehen Ermittler laut „Spiegel“ inzwischen möglichen Verbindungen zur russischen Schattenflotte nach. Das verdächtige Schiff, das unter der Billigflagge eines Karibikstaats gefahren sein soll, habe sich während der Drohnensichtungen in auffälliger Nähe aufgehalten, allerdings außerhalb deutscher Hoheitsgewässer. Der Kapitän eines anderen Tankers, der im Zusammenhang mit Drohnenalarmen in Dänemark verdächtigt wird, soll sich in Frankreich vor Gericht verantworten. Er ist chinesischer Staatsbürger.

Ein Sprecher der Bundespolizei sagte am Freitag, trotz „umfangreicher Fahndungsmaßnahmen“ habe für den Fall in München kein Verursacher identifiziert werden können. Laut „Bild“-Informationen aus Sicherheitskreisen handelte es sich um „mehrere und größere Drohnen“ mit einer Spannweite zwischen 60 Zentimetern und einem Meter. Das hätten Zeugen berichtet. Bevor sie um 20.30 Uhr am Flughafen gesichtet wurden, seien sie auch am Fliegerhorst in Erding aufgetaucht. Zuletzt hatte Ministerpräsident Söder ausgerechnet auf diesem Gelände, auf dem die Bundeswehr bereits Drohnen erprobt, den Aufbau eines „eigenen Drohnenzentrums“ angekündigt.

Bayern will wegen der Vorfälle das Polizeiaufgabengesetz ändern. „Wir wollen die rechtlichen Möglichkeiten der bayerischen Polizei deutlich erweitern, damit sie sofort und effektiv gegen Drohnen vorgehen kann. Das bedeutet auch, dass die Polizei bei akuter Gefahr Drohnen sofort abschießen darf“, sagte Innenminister Joachim Herrmann. Die technische Ausrüstung der Polizei solle in diesem Bereich kontinuierlich modernisiert und ausgebaut werden.

Alexander Dobrindt (CSU) fordert generell mehr Geld für die Drohnenabwehr. „Wir brauchen jetzt mehr Finanzierung, Förderung und Forschung“, sagte der Bundesinnenminister. Seinen Plänen nach soll bald auch die Bundeswehr eingesetzt werden dürfen. Grünen-Chef Felix Banaszak warf ihm aber Versäumnisse vor. „Es kann nicht sein, dass es momentan noch nicht einmal ein aktuelles Lagebild zu den bald täglichen Vorfällen mit Drohnen in Deutschland gibt“, sagte Banaszak der „Rheinischen Post“. Dobrindt müsse umgehend „alle Akteure an einen Tisch holen“.DG/MIK

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