Markus Söder und der neue JU-Chef Manuel Knoll. © dpa
München/Aschaffenburg – Eigentlich sieht alles recht harmonisch aus. Markus Söder hat eine gute, stark beklatschte Rede gehalten vor der Jungen Union. „Es war auch nett“, murmelt er noch leise. Doch dann, als die Kameras abgedreht sind, die Journalisten draußen, und die Delegierten das Wort ergreifen, gibt es einige Hakeleien. Im nichtöffentlichen Teil der JU-Landesversammlung am Wochenende in Aschaffenburg gab es nach Informationen unserer Zeitung deutliche, vereinzelt scharfe Kritik am Parteichef – in der CSU ein derzeit ungewöhnlicher Vorgang.
Intern kursieren Audio-Mitschnitte, auf Instagram ein kurzes Video. „Es ist ein größeres Problem, wir haben zu wenig Köpfe“, beklagt sich etwa ein Delegierter bei Söder. Er fürchte ein „Christian-Lindner-Syndrom“ für die Partei, also die zu starke Fokussierung auf den Chef. Da könne „ein Vakuum entstehen“, und plötzlich bricht im Saal Applaus aus, vereinzelt sogar Jubel-Rufe.
Gegen Söders Kurs stellt sich die JU dann bei der Mütterrente. Fünf weibliche Delegierte bringen einen Antrag ein (und durch), die „Mütterrente III“ in der Bundesregierung zu stoppen – die die CSU doch zu ihren größten Erfolgen in der Merz-Regierung zählt. Als Söder warnt, wer so etwas fordere, stelle auch die früheren Schritte bei der Mütterrente infrage, brandet ironischer Beifall auf. Tenor: Weg damit. Stattdessen fordert die JU eine grundlegende Rentenreform. Söder hatte vor solchen Debatten dringend gewarnt, sie verunsicherten Wähler und trieben sie vielleicht zur AfD.
Es habe gerummst, heißt es von mehreren Teilnehmern. Zum ganzen Bild gehöre aber auch viel Lob für Söder, den Bürokratie-Abbau und die Hightech-Agenda, ein sehr herzlicher Empfang und eine ewig lange Selfie-Schlange hinterher. Gereizte Stimmung herrsche schon auch JU-intern übereinander. In Aschaffenburg wurde nur mühsam ein Machtkampf um den JU-Vorsitz verhindert. Mit Manuel Knoll (35) wurde letztlich ein Kompromiss-Kandidat für eine Übergangszeit gewählt. Der Landtagsabgeordnete aus Schwaben trat bisher nie so frech und kreativ auf, wie sich mancher Aktive eine Nachwuchsorganisation wünscht. Vielleicht auch deshalb ließen mehrere Delegierte ihren Groll in Aschaffenburg mal raus. Knoll griff nicht ein.
Auf die Aussprache soll Söder wenig begeistert reagiert haben, stellte sich aber 45 Minuten der Debatte. Der Auftritt reiht sich ein in mehrere bewegte Episoden zwischen JU und Söder, der 1995 bis 2003 selbst ihr Landesvorsitzender war. Die JU hatte Söder Ende 2017 energisch im Machtkampf um die Partei- und Regierungsspitze unterstützt, sogar mit „MP Söder“-Schildern, von ihm aber später auch schon mal öffentlich mehr Teamarbeit eingefordert. C. DEUTSCHLÄNDER