Mit Kämpferpose zum Friedenspreis? Donald Trump ist überzeugt davon, dass er am Freitag der Preisträger ist. © WONG/AFP
Oslo – Wenn es nach einem geht, dann ist die Sache mit dem Nobelpreis längst geritzt. Innerhalb von nur sieben Monaten habe er sieben Kriege beendet, die eigentlich nicht zu beenden gewesen seien, sagte US-Präsident Donald Trump jüngst vor der UN-Vollversammlung in New York. Damit spielte er auf die Vermittlerrolle der USA in diversen Konfliktherden dieser Welt an. „Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte“, sagte Trump. Zuletzt legte er im Gaza-Krieg einen Friedensplan vor, dem Chancen zugerechnet werden.
Damit wäre die Sache also klar – oder auch nicht. Denn selbst der mächtigste Mann der Welt kann nicht in die Karten schauen, die das norwegische Nobelkomitee traditionsgemäß ganz dicht am Körper hält, bevor es am Freitag um kurz nach 11 Uhr in Oslo den diesjährigen Friedensnobelpreisträger ausruft. 338 Persönlichkeiten und Organisationen sind nominiert. Wer das ist? Darüber wird offiziell 50 Jahre lang der Mantel des Schweigens gehüllt.
Die strenge Geheimhaltung lässt jedes Jahr viel Raum für Spekulationen. Und diesmal spielt eine Frage eine ganz besonders große Rolle: Hätte er – Trump – wirklich einen Friedensnobelpreis verdient?
Der neue Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Karim Haggag, will diese Frage nicht mit einem undifferenzierten Ja oder Nein abtun. Während manche Leute Trump für absolut unwürdig für den Nobelpreis hielten, sagten andere, dass er ihn unbedingt bekommen müsse, berichtet Haggag. „Ich denke, diese Frage verdient eine nuanciertere Antwort.“
Trump, der selbst ernannte „Präsident des Friedens“, behauptet, bereits sieben Kriege beendet zu haben, etwa die Konflikte zwischen Pakistan und Indien, Israel und dem Iran oder zwischen Armenien und Aserbaidschan. Peinlich: Bei einer Pressekonferenz mit Großbritanniens Premierminister Keith Starmer verwechselte Trump kürzlich Armenien mit Albanien. Später machte sich Albaniens Premier Edi Rama beim EU-Gipfel darüber lustig.
Friedensforscher Haggag sagt, dass Trump zweifelsohne bei einer ganzen Reihe von Brennpunkten ein hohes Maß an diplomatischer Intervention an den Tag gelegt habe, sei es direkt oder indirekt. Beim genaueren Blick auf diese sieben Konflikte zeige sich allerdings, dass Trump keinen davon wirklich gelöst habe. „Bei all diesen sehr komplexen Konflikten sind sicherlich Versuche zu erkennen, eine gewisse Übereinkunft oder Verständigung zu erzielen, aber das ist noch lange kein Frieden oder ein Abkommen, das eine langfristige Beilegung des Konflikts herbeiführt“, sagt Haggag. Sein Fazit: Ein Nobelpreis für Trump ließe sich auf dieser Basis nur schwer rechtfertigen.
Und dann gibt es für den US-Präsidenten noch ein ganz profanes Problem: Die Nominierungsfrist für den diesjährigen Preis ist bereits am 31. Januar abgelaufen, also gerade einmal anderthalb Wochen, nachdem Trump offiziell im Amt vereidigt worden war.
Doch wer bekommt den Preis dann? Haggag empfiehlt, den Blick auf andere Brandherde zu richten. „Ich würde mich dafür aussprechen, den Preis an diejenigen zu vergeben, die ich als die vergessenen Friedensstifter vor Ort in den vergessenen Konflikten der Welt bezeichnen würde.“ Konkret geht es ihm um lokale Aktivisten, die unermüdlich an der Vermittlung und Versöhnung in einigen der hartnäckigsten Konflikte der Welt arbeiten, etwa im Sudan, in Zentralafrika oder in anderen afrikanischen Regionen. Zum Beispiel dem Sudan. Der Friedensforscher moniert: „Diese Konflikte fliegen meistens unter dem diplomatisch-geopolitischen Radar. Sie sind von der internationalen Gemeinschaft weitgehend vergessen worden.“