Papst-Lehrschreiben: Alles dreht sich um die Armen

von Redaktion

Vatikanstadt – Papst Leo XIV. hält an der Kapitalismuskritik seines Vorgängers Franziskus fest. In seinem gestern veröffentlichten ersten päpstlichen Lehrschreiben ruft er dazu auf, „Strukturen der Ungerechtigkeit mit der Kraft des Guten zu erkennen und zu zerstören“. In dem Schreiben übernimmt der aus den USA stammende Papst ausdrücklich die von der Kirche in Lateinamerika seit langem geforderte „Option für die Armen“. Zugleich verwirft er die Idee, dass eine komplett freie Marktwirtschaft die Probleme der Armut und Ungerechtigkeit überwinden könne. Das Lehrschreiben trägt den aus einem Bibelzitat abgeleiteten Titel „Dilexi te“ (Ich habe dich geliebt). In „Dilexi te“ übernimmt Leo auch einen der provokantesten Sätze seines Vorgängers und betont, es sei notwendig, weiterhin die „Diktatur einer Wirtschaft, die tötet“ anzuprangern. Gegen christliche Verklärungen des Kapitalismus argumentiert er: Obwohl es nicht an Theorien fehle, die versuchten, den aktuellen Zustand zu rechtfertigen, oder erklärten, dass die wirtschaftliche Vernunft von uns verlange, darauf zu warten, dass die unsichtbaren Kräfte des Marktes alles lösten, sei die Würde eines jeden Menschen jetzt und nicht erst morgen zu respektieren.

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