Vollzug: US-Präsident Donald Trump hält die in Ägypten von den Vermittlerstaaten unterzeichnete Erklärung in die Kameras. © Michael Kappeler/dpa
Tel Aviv/Washington – Ausgerechnet US-Präsident Donald Trump, auf den die Welt und Amerika so gespalten blicken, hat es geschafft. Kaum jemand hatte es gewagt, noch an einen Durchbruch im Gazakrieg zu glauben. Doch dann beeilte sich der Republikaner, als Allererster die Annäherung zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu verkünden. Für Trump steht fest: „Der Krieg ist vorbei.“
Der Erfolg für diese Etappe ist stark auf die Person Trump zugeschrieben. Zwar erwähnt er die Leistung anderer Vermittlerländer – doch ertönt in Sprechchören auf Israels Straßen vor allem ein Name: „Thank you, Trump.“ Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen bei Tel Aviv liegt ein roter Teppich ausgerollt. Trump reckt beim Aussteigen eine Faust in die Luft. Die Übereinkunft „könnte die größte Sache sein, in die ich jemals involviert war“, sagte Trump davor einem Reporter. Auch in Scharm el Scheich in Ägypten, wo der Friedensplan mit dutzenden Regierungschefs unterzeichnet wird, gibt es Jubel für Trump, den großen Friedensbringer. „Willkommen im Land des Friedens“, steht dort auf großen Plakaten an den Schnellstraßen – dazu ein Porträt von Trump und von Ägyptens Präsident al-Sisi.
Aber schon jetzt ist klar: Weitere Fortschritte sind nur dann möglich, wenn Trump den massiven Druck auf beide Seiten langfristig aufrechterhält und sich nicht mit der ersten Phase seines Plans zufriedengibt. Während Europa in dem Konflikt kaum eine Rolle bei der Vermittlung spielte, waren die USA entscheidender Akteur. Doch wie kam es zum Durchbruch?
Trump verließ die traditionellen Diplomaten-Pfade und beauftragte in seiner zweiten Amtszeit einen Vertrauten, der die Konflikte der Welt lösen soll: Steve Witkoff. Der US-Sondergesandte, eigentlich Immobilieninvestor, bildete ein Duo mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, ebenfalls im Immobiliengeschäft tätig. Kritiker werfen Kushner vor, vor allem wirtschaftliche Ambitionen in Nahost zu haben. Er war bereits in Trumps erster Amtszeit dessen Nahost-Berater. Das US-Magazin „The Atlantic“ resümiert: Traditionelle diplomatische Methoden seien in Verhandlungen zugunsten von „Familienanekdoten“ aufgegeben worden.
Vor Jahrzehnten noch passte kein Blatt zwischen die USA und Israel. Doch mit den Angriffen im Gazastreifen und einer aggressiven Siedlungspolitik veränderte sich das. Trump beschrieb dies vor Wochen so: „Israel hatte die stärkste Lobby im Kongress, stärker als alles andere, stärker als jedes Unternehmen, jede Organisation oder jeder Staat, den ich je gesehen habe.“ Heute nicht mehr. Und er warnte Israel: „Sie mögen zwar den Krieg gewinnen“ – aber nicht die Öffentlichkeit. „Und das schadet ihnen.“
Der US-Präsident habe mit seinem Friedensplan das international zunehmend isolierte „Israel vor sich selbst gerettet“, schrieb ein Kommentator der Zeitung „Israel Hajom“. Beobachter gehen davon aus, dass Trumps entschlossene Art, mit der er Israels Premier Benjamin Netanjahu nach dem Angriff auf die Hamas-Spitze in Katar in die Schranken wies, maßgeblich zur überraschenden Einigung auf seinen Plan beigetragen hat. Katar ist ein wichtiger US-Verbündeter am Golf. Das Emirat vermittelt auch im Gazakrieg. Netanjahu entschuldigte sich sogar bei Katar.
Und die Hamas? Sie ist militärisch stark geschwächt. Katar und die Türkei sollen laut „Wall Street Journal“ damit gedroht haben, die politische Führung der Hamas künftig nicht mehr zu beherbergen. Insgesamt sollen beide Staaten wie auch Ägypten die Hamas schwer unter Druck gesetzt haben. Ägypten drohte, sich nicht mehr für ein Mitspracherecht für die Hamas bei der politischen Zukunft des Gazastreifens einzusetzen. Das habe gereicht, um die Hamas zur Freilassung aller Geiseln zu bewegen, hieß es.
Trump, selbst vor seiner Präsidentschaft Immobilienmogul und Investor, verbindet seine Außenpolitik häufig mit einem: Deals. Auch wenn Trump Konflikte dieser Welt lösen will, kommt er darauf – und setzt sie als Machtinstrument ein. Jüngst sagte er: „Die Zölle haben Frieden in die Welt gebracht.“ Man wolle keinen Handel mit denjenigen betreiben, die kämpfen.