Pakistans Premier Shehbaz Sharif (r.) forderte in Scharm-el-Scheich den Friedensnobelpreis für Donald Trump (l.). © Plunkett/AFP
München/Scharm-el-Scheich – Es war nicht nur für den Nahen Osten ein großer Tag, sondern sichtlich auch für Donald Trump. Selbst seine demokratischen Vorgänger Joe Biden und Bill Clinton kamen nicht umhin, den US-Präsidenten für seine Rolle als Gaza-Friedensstifter zu loben.
Beim Friedensgipfel im ägyptischen Badeort Scharm-el-Scheich genoss es Trump, von den Mächtigen der Welt für seine „historische“ Leistung gewürdigt zu werden.
Die Staatenlenker aus der ganzen Welt von Kanzler Friedrich Merz bis hin zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wurden da zu Statisten einer großen Trump-Selbstinszenierung – und Trump ließ sie seine Macht spüren: Einige der anwesenden Staatschefs „mag ich wirklich gar nicht“, sagte Trump – und meinte damit wohl auch Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, dem er beim langen Händedruck laut Lippenlesern sagte: „Warum hast du mich verletzt? Ich verletze nur die, die mich verletzen.“ Trump verteilte auf offener Bühne Lob und Tadel für die Staatschefs, rühmte etwa Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni als „wunderschöne Frau“ und Merz dafür, dass er so groß sei, dass man ihn immer gleich entdecke.
Um zu unterstreichen, worum es in Scharm-el-Scheich neben dem Nahost-Frieden auch geht, holte Trump den pakistanischen Premier Shehbaz Sharif auf die Bühne, der wiederholen solle, was er „vor ein paar Tagen so Nettes“ gesagt habe: Daraufhin hielt Sharif ein flammendes Plädoyer, warum Trump doch noch den Friedensnobelpreis gewinnen sollte. Der Politikwissenschaftler James W. Davis hofft, dass diese „Erfahrung weltweiter Anerkennung für Trump zur Sucht werden könnte“. Bisher hat Trumps Regierung einen Kurs verfolgt, die Rolle der USA als „Weltpolizei“ aufzugeben, um sich auf inländische US-Probleme zu konzentrieren.
Trumps Erfolg in Gaza könne eine Abkehr von diesem Kurs bedeuten, glaubt Davis: „Wenn Trump je begreifen sollte, dass ein Führer sowohl gefürchtet als auch geliebt werden kann, dann könnte der Waffenstillstand in Gaza mehr sein als das Ende eines Krieges. Er könnte die Wiederbelebung einer amerikanischen Idee sein – der Idee, dass Macht, weise eingesetzt, die Welt noch immer führen kann.“
Anders als die Autokraten in Russland und China „heben sich die USA nicht nur durch militärische Stärke ab – sondern durch die Fähigkeit, diese Stärke im Dienste eines größeren Ganzen einzusetzen“, so der aus den USA stammende und in München lebende Politik-Professor. Einer, der auf diesen „neuen Trump“ in seiner Rolle als Friedensfürst hofft, ist Wolodymyr Selenskyj. „Wenn es möglich ist, den Krieg in Nahost zu stoppen, dann können sicherlich auch andere Kriege gestoppt werden, wie etwa dieser Krieg mit Russland“, sagte der ukrainische Präsident vor seiner USA-Reise am kommenden Freitag.
Selenskyj hofft, dass Trump auf Wladimir Putin nun ähnlichen Druck ausübt wie auf die Hamas. Konkret setzt Kiew auf die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern – eine Waffe, vor deren Lieferung der Kreml mit massiven Drohungen warnt. Die Tomahawk haben eine Reichweite von bis zu 2500 Kilometern und können auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden.
Auch Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) setzt darauf, dass Trump nun „den Blick auf den nächsten Kriegsschauplatz werfen“ und zeigen werde, „dass es möglich ist, einen Konflikt nach dem anderen zu lösen“.
Trump hat jedenfalls schon die nächste Bühne für seine Mission, den Friedensnobelpreis zu bekommen, klargemacht: Er wird bei der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Thailand und Kambodscha Ende Oktober dabei sein. Thailand und Kambodscha hatten im Juli nach fünftägigen Gefechten einer Feuerpause zugestimmt, auch weil Trump mit Wirtschaftssanktionen gedroht hatte.