Trauer in Kenia um Oppositionsführer Raila Odinga. © EPA
Nairobi – Der langjährige kenianische Oppositionsführer Raila Odinga ist tot. Er starb am Mittwochmorgen im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Indien, wo er sich seit einigen Tagen in Behandlung befand, wie indische Medien berichteten. Mitarbeiter seines Parteibüros bestätigten den Tod. Kommentatoren in Sondersendungen kenianischer Fernsehsender sprachen vom Ende einer Ära. Odinga, Führer der „Orangenen Demokratischen Bewegung“ (ODM), hatte sich fünfmal vergeblich um das Präsidentenamt beworben.
Nach Bekanntwerden von Odingas Tod zollten ihm auch ehemalige Gegner Respekt. Präsident William Ruto nannte ihn einen „Koloss der kenianischen Politik“ und unbezwingbaren Kämpfer für Freiheit, dem Friede und Einheit wichtiger als persönliche Macht gewesen seien. Der frühere kenianische Präsident Uhuru Kenyatta schrieb auf der Plattform X: „Er war ein gewaltiger Gegner, aber ein noch unschätzbarerer Verbündeter im Kampf um Versöhnung.“
Für seine Anhänger war Odinga Hoffnungsträger und Volkstribun, für seine Gegner ein Demagoge, der alles tat, um an die Macht zu kommen. Der Politiker aus der Volksgruppe der Luo verkörperte für Millionen den Wunsch nach einer fairen Verteilung von Chancen und Wohlstand. Zu seinem Wahlkreis in Nairobi zählte nicht nur der wohlhabende Vorort Langata, sondern auch der Slum Kibera. Odinga stammte aus einer der bekanntesten Politikerfamilien Kenias. Er studierte unter anderem in Magdeburg. Der Diplomingenieur sprach fließend Deutsch.