Berlin – Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zeigt sich prinzipiell gesprächsbereit über die Regeln zu Krankschreibungen von Arbeitnehmern, plant aber aktuell keine Änderung. „Ich bin grundsätzlich offen dafür, Dinge zu optimieren, wenn es im System Möglichkeiten der Verbesserung auch gibt, wenn es Möglichkeiten gibt, da auch effizienter zu werden“, sagte die CDU-Politikerin im Deutschlandfunk. Sie fügte aber hinzu: „An der jetzigen Stelle würde ich da keine Veränderung vornehmen wollen.“
Warken reagierte damit auf eine Frage zu einem Ärzte-Vorstoß. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hatte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Wochenende gesagt: „Die gesetzliche Möglichkeit für Arbeitgeber, bereits in den ersten drei Tagen die Vorlage einer Krankschreibung zu verlangen, produziert abertausende Arztbesuche, die aus unserer Sicht nicht zwingend notwendig wären.“ Er schlug vor, generell erst nach dem vierten oder fünften Krankheitstag eine Bescheinigung zu fordern.
Nach aktueller Rechtslage müssen Arbeitnehmer eine Bescheinigung dann vorlegen, wenn sie länger als drei Kalendertage arbeitsunfähig sind, also am vierten Tag. Der Arbeitgeber darf sie aber auch schon früher verlangen.
Warken sagte, es gebe im Moment eine „austarierte Lösung“. Dies gelte für die Interessen von Ärzten, in der Infektionszeit nicht über Gebühr mit Krankmeldungen belastet zu werden, und dem Interesse von Arbeitgebern an Belegen für krankgemeldete Mitarbeiter. „Wir sollten da beide Interessen im Blick behalten und darüber noch mal ins Gespräch gehen, wenn die Infektionszeit vorbei ist.“
Erst Anfang der Woche hatte die AOK Zahlen zum Krankenstand unter Beschäftigten in Deutschland veröffentlicht. Sie liegen demnach weiterhin auf hohem Niveau. 2024 seien die AOK-Versicherten im Durchschnitt jeweils 2,3-mal krankheitsbedingt ausgefallen, heißt es im Fehlzeiten-Report des Verbands, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Pro 100 AOK-Mitglieder habe es 228 Krankschreibungen gegeben – damit sei der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2023 von 225 Fällen je 100 Mitglieder noch einmal übertroffen worden.
Für das laufende Jahr 2025 zeichne sich im Moment ein ähnlich hoher Krankenstand ab, teilte der AOK-Bundesverband außerdem mit. Haupttreiber seien weiterhin die Atemwegserkrankungen. Zudem nehmen offenbar Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen zu.