Ein Ultra-Linker für New York

von Redaktion

„Champagner-Sozialist“? Zohran Mamdani in New York. © AFP

New York – Wenn es um die Rangliste der teuersten Städte der Welt geht, nimmt New York neben Metropolen wie Tokio und London einen Spitzenplatz ein. Nichts ist günstig im „Big Apple“, vor allem nicht Wohnraum. Seit dem Ende der Pandemie haben die Preise weiter angezogen. Immer seltener werden Immobilien, für die noch eine Mietpreisbremse gilt. Und so kommt es, dass selbst für Mini-Einzimmerwohnungen mit Lärm-Berieselung von der Bahn mindestens 2000 Euro verlangt und bezahlt werden. Auch die Lebensmittelpreise in New York gehören zu den höchsten der Nation. Und da Straßen-Parkplätze eine Rarität sind und meist von Autos blockiert werden, die die Besitzer kurioserweise nur einige wenige Male im Jahr benutzen, sind viele Bürger gezwungen, teuren Parkraum zu mieten.

Doch damit soll, geht es nach dem 34-jährigen in Uganda geborenen selbsterklärten Sozialisten Zoran Mamdani, bald Schluss sein. Der Sohn indischer und amerikanischer Eltern mit Demokraten-Parteibuch ist Umfragen zufolge klarer Favorit für die Bürgermeisterwahl in drei Wochen – und von Washington aus schielen führende Parteifreunde auf den ökonomischen Populisten und hoffen, von der Entscheidung auch Hinweise für eine Wiederbelebung der gesamten Partei vor den wichtigen Kongress-Zwischenwahlen in 2026 zu bekommen.

Wenn Mamdani in der ersten Novemberwoche gewinnt, wäre er der erste muslimische Bürgermeister in der Stadtgeschichte und der jüngste in den letzten 100 Jahren. Obwohl US-Präsident Donald Trump den Shooting-Star mit seiner aggressiven ultraprogressiven Agenda als „kommunistischen Verrückten“ abgekanzelt hat, findet Mamdani anhaltenden Zuspruch – vor allem bei Einwanderern und jungen Menschen, die unter den Kosten der Weltstadt besonders leiden.

Das wird in einer zweistelligen Führung für den früheren Rapper vor dem Ex-Gouverneur Andrew Cuomo reflektiert. Nicht geschadet und eher genutzt hat Mamdani seine explizite Kritik an Israel, was das Vorgehen im Gaza-Krieg angeht. Auch das war offenbar attraktiv für junge Menschen, die nach Orientierung suchen. Und dann sind da noch die wichtigsten Punkte seines Programms. Die Busse will Mamdani ebenso kostenfrei für die Nutzer fahren lassen wie die U- und S-Bahnen. Für Mietanhebungen soll es weitere strikte Restriktionen in der Stadt geben, in der die Durchschnittsmiete bei rund 4000 Euro liegt. Die Kinderbetreuung soll erschwinglicher und für Niedrigverdiener ganz kostenfrei werden. Ein wunder Punkt war für den Kandidaten anfänglich die Polizei, die er – ohne Fakten vorzulegen – als „rassistisch“ bezeichnet hatte. Solche Töne verkneift sich Mamdani heute, denn persönliche Sicherheit ist für die Bürger ein wichtiger Wahlaspekt. FRIEDEMANN DIEDERICHS

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