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Trump tappt schon wieder in Putins Falle

von Redaktion

Erneut Eklat im Weißen Haus

Das Weiße Haus ist seit Trumps Amtsantritt ein gefährliches Pflaster für den ukrainischen Präsidenten Selenskyj: Die freitägliche Begegnung mit dem US-Präsidenten muss, wenn angelsächsische Medienberichte stimmen, ungefähr so albtraumhaft verlaufen sein wie der historische Eklat im Februar 2025 – Flüche, Schreiereien und Drohungen inklusive. Für Europa, das um Sicherheit vor Russland ringt, sind das entsetzliche Nachrichten.

Alle seither veranstalteten Therapiesitzungen, auf denen die Europäer Trump auf ihre Seite zu ziehen versuchten, haben sich damit als vergebliche Liebesmüh erwiesen. Anders als Russlands Präsident Putin handelt Trump nicht strategisch, sondern wie ein Kind sprunghaft und impulsgetrieben. Das versetzt den Westen und die Nato in einen Zustand dauerhafter Schwäche. Wenn die Berichte stimmen, schwenkte Trump am Freitag kurzerhand auf die von Putin kurz zuvor erhobene Forderung ein, Kiew müsse als Preis für einen Waffenstillstand die von Moskau noch nicht eroberten Gebiete im Donbass abtreten. Für die Ukraine wäre das glatter Selbstmord: Sie müsste ihren massiven Verteidigungsriegel um die zurückeroberten Städte Slowjansk und Kramatorsk aufgeben, an denen sich Putins Truppen bisher die Zähne ausgebissen haben. Einer späteren Wiederaufnahme der Kämpfe und einem Vormarsch der Kreml-Truppen hätte Kiew dann nur noch wenig entgegenzusetzen.

Damit wankt vor dem Budapester Trump-Putin-Treffen die ukrainische Verteidigungsfront, die in Wahrheit ja ganz Europa vor einem weiteren Ausgreifen des russischen Eroberungskriegs schützt. Niemals können die Europäer, die in Budapest ja gar nicht mit am Tisch sitzen, einen solchen Deal gutheißen, von dem sich Trump den Friedensnobelpreis erhofft, der den Europäern aber keinen langen Frieden bringen wird. An der Börse, wo sie bekanntlich das Gras wachsen hören, sind alle Hoffnungen auf ein Ende der Kämpfe bereits ad acta gelegt worden. Rheinmetall, Hensoldt, Renk: Alles, womit sich im Krieg Geld verdienen lässt, schoss gestern in die Höhe. Dass Trump seine Position am Montag abermals veränderte und einen Waffenstillstand entlang des aktuellen Frontverlaufs verlangte, machte die Sache nicht mehr besser.GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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