Plant Trump eine Venezuela-Invasion?

von Redaktion

Militärische Machtdemonstration: Verschiedene Kampfflugzeuge der US-Streitkräfte waren zuletzt über der Karibik im Einsatz. © Uncredited/US Air Force/dpa

Washington – Es sind Videoclips des Pentagon, die in den letzten Wochen fast zur Gewohnheit wurden: Ein Schnellboot rast durch die Karibik, bis es nach einem Raketenangriff spektakulär explodiert. US-Präsident Donald Trump verkauft die Luftschläge als Maßnahmen gegen „internationale Terroristen“. Diese würden Drogen in Richtung Vereinigte Staaten transportieren und so eine Bedrohung für die USA darstellen. Dass die Attacken in internationalen Gewässern stattfinden, hält das Weiße Haus deshalb für legitim, weil sich die USA laut Trump in einem bewaffneten Konflikt mit Drogenkartellen befinden. Erst am Mittwoch schlugen wiederholt amerikanische Raketen auf zwei mutmaßlichen Drogenbooten ein, diesmal im Pazifik. Fünf Menschen wurden bei den Angriffen getötet: „Drogenterroristen“, verkündet US-Verteidigungsminister Pete Hegseth: „So wie Al-Kaida Krieg gegen unsere Heimat geführt hat, führen diese Kartelle Krieg gegen unsere Grenze und unser Volk.“ Es werde „keine Vergebung geben“, so Hegseth weiter.

Die Kernfrage in Washington lautet nun: Wird Trump diesen Mini-Krieg auf Venezuela ausdehnen, dessen Präsidenten Nicolás Maduro er als Kopf eines Drogenkartells ansieht? Auf den ersten Blick erscheint es abwegig, dass Trump, der sich als effektivster Friedensstifter der Welt sieht, eine militärische Auseinandersetzung mit dem klar unterlegenen Venezuela anzettelt. Doch das Säbelrasseln wird lauter. „Wir werden sie auf dem Landweg stoppen“, findet Trump klare Worte. In Washington rechnet zwar niemand mit einer massiven Invasion, um in Caracas einen Regimewechsel vorzunehmen. Eine Bombardierung von Flughäfen, die vorzugsweise für den Drogentransport genutzt werden, scheint aber nicht abwegig. Denkbar sind auch Einsätze von Sonderkommandos gegen Kartell-Ziele.

Die Führung des wichtigsten Drogenkartells in Venezuela besteht Berichten zufolge aus Beamten des Maduro-Regimes. Trump spricht von einer „Terrororganisation“. Dass Maduro selbst von den Kartell-Geschäften profitiert, ist aus amerikanischer Sicht klar. Laut US-Medien hat Trump dem Geheimdienst CIA deshalb freie Hand gegeben, in Venezuela verdeckte Operationen durchzuführen. Die Frage eines Journalisten, ob dies auch die Eliminierung Maduros beinhalte, tat der Präsident als „lächerlich“ ab. In den USA gehen Beobachter davon aus, dass die CIA in Venezuela für Unruhe sorgen soll, was dann zu einem Umsturz und dem Ende des Maduro-Regimes führen könnte. Das zumindest scheint Donald Trump zu hoffen.

Nun stimmt auch Nicolás Maduro in die Kriegsrhetorik aus Washington ein und bringt sein eigenes Waffenarsenal ins Spiel. Venezuela verfüge über „nicht weniger als 5000“ russische Kurzstreckenraketen vom Typ Igla-S, sagte Maduro bei einer Zeremonie mit hochrangigen Armeechefs. Die Raketen seien „an wichtigen Luftverteidigungspositionen“ positioniert und bereit, „den Frieden zu sichern“.

Der Diktator ist für US-Präsident Trump aber auch aus einem anderen Grund ein Dorn im Auge. Unter Joe Biden kamen zehntausende Menschen aus Venezuela illegal in die USA. Trump sieht darin auch einen Unterwanderungsversuch, denn Maduro habe damals vor allem Häftlinge und Geisteskranke geschickt. Experten zufolge muss der US-Präsident an seiner Politik der Destabilisierung des Regimes in Caracas festhalten, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Und deshalb dürfte es nicht bei den umstrittenen Attacken gegen Schnellboote bleiben.

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