2013 war die Frage einer bayerischen Olympiabewerbung rasch geklärt: Bei allen vier Bürgerentscheiden in München, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Berchtesgaden stimmte die Bevölkerung gegen eine Bewerbung – schon ein einziges ablehnendes Votum hätte ausgereicht. Zwölf Jahre später sind am Sonntag nur die Münchner gefragt. Und die Ausgangslage scheint eine andere: „München – oder nix“, forderte die Hamburger „Zeit“ mit Blick auf die vier deutschen Bewerber auf ihrer Titelseite.
Auch die bayerische Landeshauptstadt ist 2025 eine andere. 2013 reihte sich Boom an Boom. Wohnungen, Verkehr, ja die komplette Infrastruktur aus Kitas und Schulen kam kaum noch hinterher. Die Stadt litt unter Wachstumsschmerzen. Das nächste Großevent? Nein danke! 2025 ist die gefühlte Lage anders: Klar, die Probleme bei Wohnen und Verkehr sind größer denn je. Hinzu kommen aber noch die Ewigkeitsbaustellen des Hauptbahnhofs und der Stammstrecke, dazu die Wunden der Benko-Pleite, die die Innenstadt verschandeln. Die Stadt droht, ihren Charme zu verlieren. Während 2013 viele auf die Bremse steigen wollten, suchen sie heute ein neues Gaspedal. München braucht einen neuen Aufbruch. Und Olympia könnte ihn bringen. Bis heute wird die Stadt vom herausragenden Erbe der (leider keineswegs unbeschwerten) Spiele 1972 geprägt.
Natürlich: Noch immer kann man sehr, sehr viel am Auftreten des Internationalen Olympischen Komitees aussetzen, das Kosten gerne auf andere abwälzt und Ausrichter mit unzähligen Verträgen gängelt. Auch Steuern zahlt das IOC eher ungern. Doch die gleiche Kritik gibt es auch an der Fifa. Die dubiose Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde noch Jahre später aufgearbeitet. Trotzdem denken die allermeisten Deutschen mit einem Lächeln an das Sommermärchen von damals zurück. Und welche Wucht und Freude Olympische Spiele entfalten können, war erst im vergangenen Jahr in Paris zu erleben.
München hat eine lange Historie sportlicher Großereignisse. 2022 überraschte sich die Stadt selbst mit den European Championships. Kaum einer hatte die Mini-Spiele im Vorfeld auf dem Schirm – am Ende feierte die Stadt ein gigantisches Fest. Man bekam einen Eindruck davon, was Olympia mit dieser Stadt anstellen könnte.MIKE.SCHIER@OVB.NET