Viele Kraniche erkranken an Vogelgrippe. © Pleul/dpa
München – Mit großer Sorge blicken Bayerns Geflügelhalter in den Osten und Südwesten Deutschlands: Die Vogelgrippe ist auf dem Vormarsch und wird offenbar durch die in die Winterquartiere fliegenden Kraniche in Geflügelbestände getragen. „Das massive Auftreten bei Wildvögeln beunruhigt uns sehr“, sagt Robert Schmack, Vorsitzender des Landesverbands der Bayerischen Geflügelhalter. Das deute darauf hin, dass es eine aggressive Variante sein könnte. Jetzt ist die Seuche auch in Oberbayern angekommen: An einem Stausee an der Donau ist eine mit der Vogelgrippe infizierte Graugans gefunden worden. Wie das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen mitteilte, wurde das Tier mit Krankheitssymptomen am Stausee Bertoldsheim entdeckt und verendete kurz danach.
Bei der Vogelgrippe handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln übertragen werden kann und damit auch Geflügelhaltungen bedroht. Das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stuft das Risiko aktuell als „hoch“ ein. Der Kontakt zu infizierten Wildvögeln sei strikt zu vermeiden. Katzen solle man möglichst im Haus behalten und Hunde an der Leine führen. Hund und Katze könnten erkranken, das Risiko für den Besitzer aber ist äußerst gering.
In einem Geflügelbetrieb südöstlich von Stuttgart mussten jetzt 15 000 Tiere getötet werden. Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU) hat angesichts der steigenden Zahl von Vogelgrippefällen die Bedeutung koordinierter Anstrengungen von Bund und Ländern zur Eindämmung einer weiteren Ausbreitung betont. Wichtig sei, „dass wir alle – sowohl die Bundesländer als auch der Bund mit seinen Instituten – an einem Strang“ ziehen, sagte Rainer. Ob Einstallungen notwendig seien, entschieden die Länder. Am Donnerstagabend hatte sich Rainer mit den Landes-Agrarministern beraten. In Bayern ist aktuell eine Aufstallungspflicht noch nicht geplant, teilte das Umweltministerium auf Anfrage mit. „Dennoch sollten sich Geflügelhalter darauf vorbereiten, da sich die Seuchenlage jederzeit weiter verschärfen kann.“
Die Geflügelzüchter drängen darauf, dass die Behörden eine Stallpflicht anordnen, „um die Bestände zu schützen, speziell die Freiland- und Biobestände“. Schmack verweist auf eine 16-Wochen-Regelung der EU, die es ermögliche, auch in Biobetrieben Geflügel aufzustallen, ohne dass der Bio-Status verloren gehe. Dies gehe aber nur, wenn es eine behördliche Anordnung gebe. Die Tiere einzusperren sei aber auch eine Belastung: Es könne zu Verhaltensstörungen kommen. „Aber unsere Landwirte sind so professionell unterwegs, dass sie damit umgehen können.“ Während eine Aufstallung für Hühner und Puten möglich ist, können Gänse nicht in Ställen gehalten werden. Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) teilt die Sorge der Geflügelhalter. „Natürlich denken wir auch an das Wohl ihrer Tiere. Jetzt ist es wichtig, die Biosicherheitsmaßnahmen konsequent einzuhalten und bei jedem Verdacht sofort den Tierarzt oder das Veterinäramt einzuschalten.“CLAUDIA MÖLLERS