AfD: Sturz gescheitert, Spitze beschädigt

von Redaktion

AfD-Prominenz: (v.l.) Böhm, Protschka, Maier, Ebner-Steiner. © D. Löb/dpa

Greding – Erst laviert er ein wenig, bevor sich Bayerns AfD-Chef doch zu Klarheit durchringt. „Ich will nicht Landesvorsitzender von nur 35, 40 Prozent der Partei sein“, sagt Stephan Protschka auf der Bühne im Hippodrom, seine Stimme donnert weniger als sonst. Die Partei müsse „eins werden, richtig eins werden“. Dann wirbt er für die Abwahl seines eigenen Vorstands. „Ziehen wir’s durch, dann können wir am Montag neu durchstarten.“

Als Protschka das sagt, ist es später Nachmittag in Greding, die Stunden davor: hitzig, wütend. Der Saal ist brechend voll, 1100 Mitglieder sind zum Parteitag gekommen, ein Rekord. Sie wissen: Es geht um was.

Der Streit um einen Teil des Landesvorstands hat in den Wochen zuvor für viel Unruhe in der Partei gesorgt. Das Resultat: Gegen acht von 13 Führungs-Mitglieder (nicht Protschka) gibt es am Samstag einen Abwahlantrag, aber die Hürde liegt hoch: Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist nötig. Am Ende stimmen „nur“ 57,52 Prozent dafür. Für ein reinigendes Gewitter ist das nicht genug.

Aus Sicht der AfD ist der Ausgang gelinde gesagt unglücklich. Der Vorstand schleppt sich nun mit einem dicken Misstrauensvotum in den Kommunalwahlkampf, von dem sich die in Umfragen starke Partei viel erhofft. Die Stimmung nach dem Wochenende ist entsprechend mau. Der neue Riss in der Partei klafft gewaltig.

Murren über die Arbeit der Führung gibt es schon lange. Statt sich auf den Kommunalwahlkampf vorzubereiten, verteile er lieber Ordnungsmaßnahmen gegen missliebige Mitglieder, meinen die Kritiker. Nach langen Kämpfen im Hintergrund sind es am Samstag die Parteimitglieder, die eine Abstimmung erzwingen.

Machtkämpfe gab es schon viele in der Bayern-AfD, aber dieser ist anders. Der neue Riss geht quer durchs ganz rechte Lager. Zu sehen ist das kurz vor der entscheidenden Abstimmung. Als der Münchner Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wiehle auf der Bühne für die Neuwahl wirbt, sammeln sich in seinem Rücken zwei Dutzend Unterstützer – darunter auch Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner. Kurz darauf spricht ihr Landtagskollege (und Vorstandsmitglied) Rene Dierkes, er wütet geradezu. Dies hier sei eine „beispiellose Kampagne“, eine „üble Schlammschlacht“, ruft er und sucht den Urgrund für den ganzen Schlamassel bei Ebner-Steiner. Sie habe ein Ausschlussverfahren gegen einen Parteikollegen gefordert, sei aber beim Vorstand damit abgeprallt. „Wir haben unsere eigenen Nancy Faeser in der Partei“, zürnt er und erntet alles: Pfiffe, Buhrufe, lauten Applaus.

Protschka versucht im Anschluss, die Misere kleinzureden. „Ich hätte gedacht, dass eine Neuordnung nicht schadet“, sagt er. „Aber die Basis hat entschieden.“ Der Vorstand mache ganz normal weiter. Neuwahlen sind für Mai vorgesehen, nach der Kommunalwahl.MMÄ

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