Berlin – Nach den Debatten über die Abgrenzung zur AfD und über das „Stadtbild“ hat sich in der CDU eine neue Gruppe gegründet, die auf Distanz zum Parteivorsitzenden Friedrich Merz geht. In der gestern veröffentlichten Gründungserklärung der Plattform „Compass Mitte“ fordern die Unterzeichner eine „Kurskorrektur“. Sie bemängeln, dass sich unter Merz‘ Vorsitz das Spektrum der Partei verengt habe und der soziale und liberale Flügel zu wenig zur Geltung kommen.
Zu den Unterzeichnern zählt der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz. „Es gibt in der Partei zunehmende Nervosität, weil es mit unseren Zustimmungswerten nicht aufwärtsgeht“, sagte Polenz der „Zeit“. Deswegen müsse stärker über den Kurs der Partei debattiert werden, und dazu wolle die Plattform innerhalb der CDU einen Beitrag leisten. „Die CDU droht ihren Wertekompass zu verlieren, wenn sie sich nur noch als rein konservative Partei versteht.“
Auf der Liste der gut 30 Erstunterzeichner finden sich vor allem Kommunalpolitiker und Vertreter des Arbeitnehmerflügels der CDU wie dessen Vizechefin Monica Wüllner, die auch dem Bundesvorstand angehört. Weiterer Unterzeichner ist der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter.
Die Gruppe stellt sich auf einer gestern freigeschalteten Internetseite der Öffentlichkeit vor. Polenz rief CDU-Mitglieder dazu auf, den Appell zu unterschreiben und die Gruppe zu unterstützen. „Compass Mitte“ sei eine „Plattform für eine CDU, der das C Orientierung gibt, die ihren liberalen und sozialen Teil wieder sichtbar macht, für Empathie und Inklusion steht und keinerlei politische Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD duldet“.
Die Bundes-CDU wollte zu der Initiative nicht Stellung nehmen. „Wir äußern uns dazu nicht“, sagte eine Sprecherin.