Bei israelischen Luftangriffen starben nach Hamas-Angaben seit Dienstag mehr als 100 Menschen. © AL-QATTAA/AFP
Gaza/Tel Aviv – Nach intensiven Luftschlägen auf Ziele im Gazastreifen schweigen dort die Waffen israelischen Angaben zufolge nun wieder. Bei den Bombardements des israelischen Militärs nach einem tödlichen Angriff auf Soldaten im Süden des Gebiets soll es mehr als 100 Opfer gegeben haben. Israels Armee teilte mit, sie halte auf Anweisung der politischen Führung die Waffenruhe seit Mittwochmorgen wieder ein.
Ungeachtet der erneuerten Waffenruhe griff die israelische Armee am späten Mittwochnachmittag jedoch ein Ziel im nördlichen Gazastreifen an. Das Militär teilte mit, in Beit Lahia sei „terroristische Infrastruktur“ beschossen worden. Dort seien Waffen gelagert worden, die für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf israelische Soldaten benutzt werden sollten. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde meldete 104 Tote und mehr als 200 Verletzte seit Beginn der Angriffe Israels am Dienstag. Darunter seien 46 Minderjährige. Damit waren es die tödlichsten Zwischenfälle seit Eintreten der Waffenruhe. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig verifiziert werden.
Israels Armee teilte mit, sie habe nach Verstößen gegen die Waffenruhe-Vereinbarung dutzende Ziele und Mitglieder terroristischer Organisationen angegriffen. Darunter seien Kommandeure und Beteiligte am Terrorüberfall in Israel am 7. Oktober 2023 gewesen. Laut Militär wurden zudem auch etwa Waffenlager und Tunnel angegriffen. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums betonte, die Armee nehme nur Mitglieder von Terrororganisationen ins Visier. Diese missbrauchten jedoch Zivilisten als menschliche Schutzschilde.
Laut dem Sprecher hatte Israel die USA über die jüngsten Angriffe vorab informiert. Die US-Regierung treibt derzeit den Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs voran, in dessen Rahmen auch die aktuelle Waffenruhe vereinbart wurde. Die israelische Armee kündigte an, weiterhin auf jeden Verstoß gegen das Abkommen „entschieden reagieren“ zu wollen. Seit Beginn der Waffenruhe sollen nach Angaben der Hamas insgesamt 211 Palästinenser ums Leben gekommen sein.
Wie fragil die Waffenruhe ist, die nach zwei Jahren Krieg Hoffnung auf eine Stabilisierung des Konflikts geschürt hatte, wurde in den vergangenen Tagen mehrfach deutlich. Die Hamas händigte etwa am Montagabend anstelle der Leiche einer noch vermissten Geisel sterbliche Überreste eines bereits beigesetzten, vor zwei Jahren entführten Israelis aus. Am Dienstag kam bei einem Angriff ein israelischer Soldat ums Leben. Israel beschuldigte die Terrororganisation Hamas. Die Islamisten wiesen eine Verantwortung für den Angriff zurück. US-Präsident Donald Trump betonte trotz der neuen Angriffe den Bestand der Waffenruhe-Vereinbarung.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) kritisierte scharf, dass die Hamas jüngst anstelle der Leiche einer noch vermissten Geisel sterbliche Überreste einer bereits beigesetzten Geisel ausgehändigt hat. Dies sei eine Respektlosigkeit gegenüber den Angehörigen, so Prien.