Taiwan fürchtet den Verrat durch Trump

von Redaktion

Trump und Xi bei ihrem Treffen 2017. © Asfouri/AFP

München – In China nennen sie ihn „Gott des Krieges“: den strategischen Bomber „H-6K“, ein modernes Kampfflugzeug mit einem Einsatzradius von angeblich 3500 Kilometern und der Fähigkeit, Atomwaffen zu tragen und abzuwerfen. Vor wenigen Tagen, so erklärte es das Staatsfernsehen, habe sich eine Gruppe dieser hochgerüsteten Kriegsgötter dem Inselstaat Taiwan genähert. Zwar hieß es aus Taiwan, man habe keine ungewöhnlichen Beobachtungen gemacht. Dennoch, die Botschaft aus Peking ist eindeutig: Taiwan ist ein Teil von China, also hat China auch das Recht, hier jederzeit seine Muskeln spielen zu lassen.

Neu ist diese Botschaft nicht. Dass China sie nun aber derart martialisch setzt, hat wohl einen Grund: Heute trifft sich Staats- und Parteichef Xi Jinping mit Donald Trump. Am Rande eines Wirtschaftsgipfels in Südkorea wird es vor allem um den Handelskrieg zwischen China und den USA gehen. Für Xi geht es aber, wie eigentlich fast immer, auch um Taiwan. Dort geht deshalb die Sorge um, Trump könnte den Inselstaat auf dem Verhandlungstisch opfern, um mit Xi einen Handelsdeal zu schließen.

Ganz unbegründet ist die Furcht nicht. Trump übernimmt bekanntermaßen gerne die Positionen derjenigen Person, mit der er zuletzt gesprochen hat. Und Xi hat wohl tatsächlich eine Botschaft an Trump im Gepäck. So berichteten schon vor Wochen der Wirtschaftsdienst Bloomberg sowie das „Wall Street Journal“, China habe die US-Regierung gebeten, offiziell zu erklären, dass sie die Unabhängigkeit Taiwans „ablehnt“. Bislang ist die Haltung lediglich, dass sie eine formelle Unabhängigkeitserklärung „nicht unterstützt“. Was wie eine Spitzfindigkeit klingt, wäre für Peking ein großer diplomatischer Gewinn. Gut möglich, dass Xi in Südkorea von Trump diesen sprachlichen Schwenk einfordert.

Laut Trump steht das Thema jedenfalls auf der Agenda. „Ich werde über Taiwan sprechen“, sagte er vor seiner Abreise. Er habe „großen Respekt“ für den Inselstaat. Bislang hat Trump allerdings nur wenig Freundliches in Richtung Taiwan geäußert. Sein Vorgänger Joe Biden hatte noch mehrfach erklärt, die USA würden Taiwan im Konfliktfall militärisch zur Seite stehen, Trump wollte Taiwan eine derartige Versicherung bislang nicht geben. Stattdessen polterte er mehrfach, sein Land werde übervorteilt.

Klement Gu macht sich dennoch keine Sorgen. Seit Anfang Oktober ist er taiwanischer Repräsentant in Berlin. „Die USA unterstützen uns seit Jahrzehnten militärisch, unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt“, sagte Gu unserer Zeitung. Er verwies auf mehrere Beschlüsse des US-Kongresses, mit denen man sich hinter Taiwan gestellt habe. Diese „gelten weiterhin“.SVEN HAUBERG

Artikel 10 von 11