Den Tod nicht aus dem Leben verbannen

von Redaktion

Allerheiligen

Die Friedhofskultur wird zu Grabe getragen. Das sieht jeder, der sich auf kommunalen oder kirchlichen Gräberfeldern umschaut. Die Zahl der Erdbestattungen sinkt dramatisch, Urnenbestattungen machen mehr als 70 Prozent aus. In Folge sehen viele Gottesäcker inzwischen sehr traurig aus.

Ob es die große Freiheit verspricht, was in Rheinland-Pfalz gerade eingeführt wurde? Ein neues Bestattungsgesetz erlaubt, die Asche des Verstorbenen mit nach Hause zu nehmen und auf den Kaminsims zu stellen. Oder aus der Asche einen Diamanten zu pressen. Nicht selten ist es freilich auch eine Frage des Geldes, ob nach dem Tod eine teure Erdbestattung noch drin ist.

Viele ältere Menschen wollen den Kindern nicht die Grabpflege aufbürden. Oft leben Angehörige auch weit entfernt. Wieder andere wünschen sich ihre letzte Ruhe in einem Friedwald. Es gibt viele, auch gute Gründe, die Friedhofskultur zu ändern. Doch den Abschied in den Privatbereich zu entlassen, ist eine bedenkliche Entwicklung. Den Verstorbenen als Klunker um den Hals zu tragen, ist mehr als eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es ist schamlos. Der Umgang mit und der Respekt vor den Verstorbenen sagen auch etwas über unsere Haltung zur Würde des Menschen aus. Was passiert mit der Urne daheim, wenn der Haushalt aufgelöst wird?

Friedhöfe sind öffentliche Orte der Trauer. Sie ermöglichen entfernten Verwandten und alten Freunden, zum Grab des Toten zu gehen. Die Namen der Verstorbenen bleiben in der Welt, wenn sie auf Grabsteinen zu lesen sind. Friedhöfe können Plätze der Begegnung werden. Es liegt an den Kommunen und Kirchen, sie entsprechend zu gestalten und bei den Gräbern mehr Individualität zu erlauben, damit der Tod nicht aus dem Leben verbannt wird.CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET

Artikel 8 von 11