KOMMENTAR

So hat Xi Jinping Trump überlistet

von Redaktion

USA-China-Gipfel

So euphorisch hört man Trump selten über China reden. Xi Jinping sei ein „großartiger Staatschef“, das Treffen mit ihm ein „großer Erfolg“. War es. Allerdings nicht für die USA. Denn Xi gelang, was bislang kein anderer Staatschef geschafft hat: Er ließ Trump an einen Jahrhundertdeal glauben, obwohl der US-Präsident als klarer Verlierer aus Busan abreiste.

Trumps Ankündigung, China werde „in riesigen Mengen“ Sojabohnen kaufen, klingt wie ein Sieg – aber nur in den Ohren wütender US-Bauern. Auch die Aussetzung der Exportbeschränkungen für Seltene Erden gilt nur ein Jahr. De facto kehrt Peking nur zum Status quo zurück. Derweil lockert Trump im Gegenzug Fentanyl-Zölle und signalisiert Zugeständnisse im Streit um Nvidia-Mikrochips. Ein hoher Preis für eine brüchige Waffenruhe im Zollkrieg.

Als Trump im Frühling seinen „Befreiungstag“ ausrief, manövrierte er die USA in eine Sackgasse. Er wollte die Welt mit Zöllen einschüchtern – besonders China, das weit mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Doch er hat übersehen, wie abhängig die Weltwirtschaft von Chinas Seltenen Erden ist: Peking kontrolliert 90 Prozent der Rohstoffe, ohne die weder Smartphones, Elektroautos noch Kampfjets gebaut werden können.

Xi setzte diese Metalle als Waffe ein, was nicht nur strategisch ein kluger Schachzug war. Es zeigt auch: China hat nun ein dauerhaftes Druckmittel parat. Dass Taiwan bei den Gesprächen gar nicht zur Sprache kam, wie Trump betont, ist für Xi kein Verlust. Im Gegenteil: Er weiß nun, dass er am längeren Hebel sitzt – und dass sich Trump mit Symbolpolitik und Schein-Deals einlullen lässt. Xi wird das nutzen, wenn es um sein zentrales Ziel geht: die Annexion des Inselstaats.

Trump versucht derweil, mit anderen Mitteln Stärke auf der Weltbühne zu demonstrieren – und kündigt die Wiederaufnahme von Atomwaffentests an. Das mag als Signal an Putin gemeint sein. Doch nach dem Busan-Treffen dürfte sich auch Moskau mit Pekings Rückendeckung gefestigt fühlen.

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