Beste Aussicht: Zohran Mamdani könnte New Yorker Bürgermeister werden. © Keith/AFP
Washington – Von Barack Obama war lange nichts in der Öffentlichkeit zu sehen. Doch am Wochenende trat der Ex-Präsident gleich in zwei Bundesstaaten ans Rednerpult: in Virginia und in New Jersey. Dort wird am morgigen Dienstag die Frage beantwortet, welche Partei künftig den Gouverneur stellt. Eine bedeutende Entscheidung, denn Gouverneure sind Schlüsselpersonen bei einer Unterstützung oder Ablehnung von Donald Trump. Sowohl in New Jersey als auch in Virginia scheinen Umfragen zufolge die Bewerber der Demokraten bessere Karten zu haben. Hinzu kommt: Die Partei, die die Macht im Weißen Haus hat, verliert traditionell die Gouverneurswahl in Virginia. New Jersey gilt ohnehin als „blau“, also als Hochburg von Amerikas Liberalen. Hinzu kommt das Bürgermeister-Rennen in New York, wo der Demokrat, Muslim und selbst erklärte Sozialist Zohran Mamdani seine Mitbewerber der eigenen Partei im Finale deutlich schlagen dürfte.
All diese Wahlen dürften wichtige Signale für eine Partei aussenden, die nach der verheerenden Niederlage von Kamala Harris weiter nach Strategien für die Zukunft sucht. Erfolge in Virginia und New Jersey könnten Mut machen und zeigen, dass die landesweit niedrige Zustimmungsquote für Trump – sie liegt bei nur 41 Prozent – auch Folgen für die regionale Ebene hat. Zwar gilt das nicht für New York, wo seit dem Ende der Ära von Rudolph Giuliani alle Republikaner bei Bürgermeisterwahlen chancenlos waren. Doch sollten die Wähler das Programm Mamdanis absegnen, könnten die Demokraten daraus strategische Lehren für die wichtigen Kongress-Zwischenwahlen in 2026 ziehen. Dass sich Mamdani beispielsweise weigert, die terroristische Hamas zu verurteilen, hat ihm bisher im ultraliberalen „Big Apple“ nicht geschadet.
Eine dieser Lehren wäre die Ausrichtung der Wahlkampagne. Wie 2024 zeigte, reicht es nicht aus, Trump nur als autoritären „Faschisten“ (Wortlaut Kamala Harris und Joe Biden) abzustempeln und dessen Anhänger zu beschimpfen – ansonsten aber heiklen Problemen der Bürger auszuweichen. Mamdani hat im New Yorker Wahlkampf vorgemacht, wie es geht: Zum einen sicherte er sich durch den enormen Gebrauch der Sozialen Medien, vor allem TikTok, das Interesse der jungen Generation. Sein wichtigstes Schlagwort ist dabei der Begriff „Affordability“. Was bedeutet: Man müsse sich das Leben im extrem teuren New York wieder leisten können. Busse im öffentlichen Nahverkehr sollen deshalb kostenlos werden, auch die Mietenexplosion will Mamdani bekämpfen – wobei klar scheint, dass Mietsenkungen per Dekret auf dem freien Markt nicht durchzusetzen sind. Ein Thema im ganzen Land sind die Lebensmittelpreise, die auch nach einem Jahr Trump nicht gesunken sind.
Mit Spannung wird eine Analyse des Wahlverhaltens verschiedener demografischer Gruppen erwartet. Denn während Trump Harris auch deshalb besiegte, weil sich ihm überraschend viele lateinamerikanische Wähler zuwandten, könnte nun der harte Deportationskurs den Republikanern schaden. Anders als von Trump angekündigt, werden nicht nur Kriminelle, sondern viele normale Migranten abgeschoben.