Markus Söder in Mandelas Zelle: Der frühere Gefangene Dede Ntsoelengoe schildert die Qualen auf Robben Island. © cd
Kapstadt – Er steht stumm in der winzigen Gefängniszelle. Neben sich hat Markus Söder einen eisernen Eimer für die Notdurft, einen Holzschemel, auf dem Boden eine harte Holzmatte als Bett. Und Gitter, viele Gitter. Zwei, drei Minuten harrt Söder in der Zelle aus, in der Nelson Mandela 18 Jahre einsaß.
Auf der Gefängnisinsel Robben Island, die Anmutung eines Konzentrationslagers, beginnt Söder am Sonntag seine dreitägige Reise nach Südafrika. Vielleicht ist das ein Pflichttermin, aber einer, der den sonst so redefreudigen Regenten um Worte ringen lässt. Über Mandela, den Anti-Apartheid-Kämpfer, Ex-Präsidenten, Friedensnobelpreisträger, insgesamt fast drei Jahrzehnte politischer Häftling, sagt Söder später: „Er hat für seine Überzeugungen gekämpft, ist jahrelang geknechtet und gefoltert worden.“ Doch Mandela habe auch noch die Kraft aufgebracht, zu vergeben, eine Nation wieder zusammenzuführen. „Vergeben zu können, das ist eine große Gnade.“
Der Tag führt ihn auch in eines der Elendsviertel der Stadt, ein bayerisches Hilfsprojekt besichtigen. Für den CSU-Chef, dessen Auslandsreisen mitunter eine musikalisch-tierische Leichtigkeit und Foto-Dominanz erkennen ließen, ist all das ein eher düsterer Start im frühsommerlichen Kapstadt. Zugegeben: Die Reise muss schon gut begründet sein, während es in Berlin gerade viel zu reparieren gäbe in der Koalition und in München eine Rückbesinnung bis Neuerfindung der Landespolitik ansteht.
Kapstadt ist dafür eine Chance, mal wieder bayerische Nebenaußenpolitik zu machen. Söder bündelt heute und morgen zwei zugkräftige Auftritte zusammen: Er eröffnet die Konferenz der bayerischen Partnerprovinzen, ein Netzwerk aus wirtschaftsstarken Regionen. Passenderweise jährt sich die Partnerschaft von Bayern und dem südafrikanischen Westkap zum 30. Mal. Und er hat einen Termin ergattert bei Cyril Ramaphosa, dem Staatspräsidenten und Klassensprecher der G20-Nationen, der 2022 Gast bei den G7 im oberbayerischen Elmau war.
Die Südafrika-Tour verbindet Söder mit spitzen Bemerkungen über die deutsche Außenpolitik. Zu wenig habe sich Berlin um Afrika gekümmert oder den falschen Ansatz gewählt, sagt er: „Zu lang hat Deutschland sich ausschließlich mit moralischen Themen beschäftigt, anstatt nach Interessen zu gehen.“ Wohl ein Hinweis auf China, das sich in Afrika viel offensiver Einfluss erkauft hat.CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER