In der Autobranche gibt es gerade eine kuriose Entwicklung: Europas Autobauer sollen alle möglichen Chips aufkaufen und in ihren Lagern horten. Dabei ist ihnen egal, ob sie diese überhaupt verbauen, und es ist auch egal, wofür man die Chips einsetzen kann. Gebraucht werden sie als Tauschware, falls irgendwo etwas anderes knapp wird.
Die Anekdote klingt fast wie aus der Nachkriegszeit, als der Handel auf Zigaretten basierte. Sie zeigt, wie die Weltwirtschaft aus der Ära der Hyperglobalisierung im Zeitraffer zurück in ein System geworfen wurde, in dem man sich auf nichts mehr verlassen kann – auch nicht auf Verträge oder Partnerschaften. Schuld daran sind Politiker wie Wladimir Putin, Donald Trump oder Xi Jinping. Denn egal, ob Seltene Erden oder nun die Nexperia-Chips, die eigentlich als Billigware gelten: Angesichts von Blockbildung und Zollkriegen wird jeder Rohstoff und jedes dringend benötigte Teil zum Druckmittel.
Dass China nun gönnerhaft anbietet, notleidenden Firmen ausnahmsweise doch ein paar Nexperia-Chips zu schicken, bevor sie ihre Produktion stoppen müssen, ist kein großer Grund zur Freude. Zum einen ist es unklar, wen Peking überhaupt beliefern will. Auch europäische Firmen oder nicht? Zum anderen macht es nur sichtbar, wie abhängig wir von den Despoten in anderen Teilen der Welt sind. Und diese schrecken schon lange nicht mehr davor zurück, die Daumenschrauben gnadenlos anzuziehen. ANDREAS.HOESS@OVB.NET