Atom-Endlager vielleicht schon 2046

von Redaktion

Endlagersuche in Deutschland: Gebiete mit geeignetem Gestein (grau/noch nicht eingeordnet), weitgehend geeignet (grün), gering geeignet (gelb), ungeeignet (rot).

Berlin – Langsam ergibt sich ein klares Bild. Seit Jahren arbeiten sich die Experten der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) durch Deutschlands Untergrund. Sie suchen einen geeigneten Ort, um den hiesigen Atommüll sicher unterzubringen. Jetzt hat das Unternehmen einen Zwischenstand vorgelegt. Weite Teile der Bundesrepublik sind danach ungeeignet. Doch es zeichnen sich ein paar Kandidaten ab.

Die aktuelle Deutschland-Karte sieht etwas verwirrend aus, schon weil sie auch den Meeresboden im deutschen Hoheitsgebiet mit einbezieht. Zudem sind weite Teile gelb und orange eingefärbt, es gibt große graue Flächen und ein paar blaue Gebiete. Gelb und Orange stehen für „ungeeignet“, grau für „noch zu prüfen“ – etwa ein Viertel des Staatsgebiets. Blaue Flächen sollten genauer betrachtet werden. Hier könnte womöglich ein Endlager entstehen. Nach jüngster Einschätzung der BGE kommen noch 25 Prozent der deutschen Landesfläche für ein mögliches Endlager infrage – 2024 waren es noch 44 Prozent.

Blau sind einige Gebiete rund um Hannover und im Harz, im Thüringer Becken nördlich von Erfurt, im Erzgebirge an der tschechischen Grenze im Bayerischen Wald. Ulm und Teile der schwäbischen Alb sind dabei, zwei große Gebiete im Schwarzwald, ein Streifen östlich von Heidelberg.

Derzeit ist vor allem Norddeutschland noch grau, was technische Gründe hat. Die Geologen prüften erst jene Daten, die bereits vorlagen. Die norddeutschen Daten mussten zunächst umfangreich digitalisiert werden. „Wir gehen streng wissenschaftlich vor“, sagt Iris Graffunder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Bundesgesellschaft für Endlagerung im niedersächsischen Peine. Kein Endlager ist möglich, wenn es Risse gibt, kein geeignetes Gestein vorhanden ist oder sich etwa Vulkanausbrüche nicht ausschließen lassen. Schließlich soll das Endlager eine Million Jahre sicher überdauern. Das ist zumindest der Anspruch. „Je gleichmäßiger und langweiliger das Gestein, desto geeigneter“, sagt die BGE-Chefin.

Graffunder verspricht, dass es Mitte 2026 keine grauen Zonen mehr gibt. Dann dürfte feststehen, wo in Deutschland ein Endlager grundsätzlich möglich ist. „Bis Ende 2027 werden wir konkrete Regionen vorschlagen, die wir für ein Endlager weiter erkunden wollen“, sagt sie. Bevor es weitergeht, muss die Aufsichtsbehörde in Berlin die Ergebnisse prüfen. Letztlich entscheidet der Bundestag dann, wo genau weiter untersucht wird.

Ohnehin eigneten sich nur 54 Prozent der Landesfläche überhaupt: Überall dort, wo es Tongestein, Steinsalz oder Granit im Untergrund gibt. Im Westen, Süden und Nordosten Deutschlands fielen große Gebiete deshalb aus, etwa das Saarland. Jetzt ist auch Rheinland-Pfalz offiziell kein guter Ort für ein Endlager. Die Gebiete südlich von Mainz haben die Geologen verworfen.

Wie geht es weiter? Hat das Parlament nach 2027 entschieden, welche Gebiete weiter untersucht werden sollen, sind oberirdische Tests vorgesehen, die die Gebiete weiter einengen. Schallmessungen etwa, die neue Daten bringen. Später sollen an ausgewählten Standorten Testbergwerke gebaut werden. Parallel sind Bürgeranhörungen vorgesehen. Nach aktuellem Plan gibt es möglicherweise 2070 einen Endlagerstandort.

Verfahren soll beschleunigt werden

Graffunder und die BGE wollen das Verfahren beschleunigen. Sie haben vorgeschlagen, auf die teuren Bergwerke zu verzichten. Dann könnte 2046 feststehen, wo Deutschland seinen Atommüll unterbringt. „Deutschland hat extrem gute geologische Formationen, um hoch radioaktive Abfälle endzulagern“, versichert Graffunder. „Die Schwierigkeit ist nicht, einen Standort zu finden– sondern wir haben die Qual der Wahl.“

Bisher lagern die Brennstäbe in Hallen an den ehemaligen Standorten der Akw, im nordrhein-westfälischen Ahaus und im niedersächsischen Gorleben.

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