Dick Cheney mit seinem Präsidenten George W. Bush. © AFP
Washington – Er war ein Hardliner, der führende Kopf der Irak-Invasion und extrem umstritten: Dick Cheney riss als Vizepräsident die Macht im Weißen Haus an sich und zog die Fäden bei wichtigen Fragen. Seine knallharten Positionen, besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, sind nahezu legendär. Cheney war ein politisches Schwergewicht – ein Vize, mächtig wie kaum ein anderer. Nun ist er im Alter von 84 Jahren gestorben.
In den vergangenen Jahren war es ruhiger um den Konservativen geworden. Schon lange litt er unter gesundheitlichen Problemen. 2012 hatte Cheney nach mehreren Infarkten ein neues Herz bekommen. Trotzdem mischte er sich immer mal wieder in die aktuelle Politik ein. Kurz vor der Stürmung des Kapitols im Januar 2021 meldete sich der Republikaner mit anderen ehemaligen Verteidigungsministern in einem Brief in der „Washington Post“ zu Wort. Dabei warnten sie vor einer militärischen Intervention, um den friedlichen Machtwechsel von Donald Trump zu Joe Biden zu untergraben. „Der Versuch, die US-Streitkräfte in die Lösung von Wahlstreitigkeiten einzubeziehen, würde uns auf gefährliches, ungesetzliches und verfassungswidriges Terrain führen“, schrieben die Ex-Minister. Cheney galt als Kritiker von Trump. Er machte vor der Wahl 2024 bekannt, dass er seine Stimme der Demokratin Kamala Harris geben werde.
Als Cheneys politisches Erbe gilt die Zeit nach den Terroranschlägen von 2001. Er spielte beim Beschluss für den Irak-Krieg von Präsident George W. Bush eine entscheidende Rolle – für viele galt er als Kriegstreiber, der Bush von der Invasion überzeugte. Er pochte beharrlich darauf, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitze, und verteidigte international kritisierte Praktiken im Kampf gegen den Terror wie Folter-Verhörmethoden. Er gilt auch als Verantwortlicher für die illegale elektronische Überwachung von US-Bürgern.
Mit seiner Art machte sich Cheney kaum Freunde. Er handelte stets etwas im Verborgenen – der studierte Politikwissenschaftler galt als abweisend und kühl. Zwar blieb er der zweite Mann im Staat bis zum Ende von George W. Bushs Amtszeit 2009 – doch es heißt, die Männer hätten sich gegen Ende immer weiter voneinander entfremdet.