Mehr Ukrainer in Arbeit

von Redaktion

Die Hälfte der nach Deutschland geflüchteten Ukrainer will dauerhaft hier bleiben. © Schülke/SZ Photo

Berlin – Drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs ist Deutschland für viele Ukrainer längst mehr als ein Zufluchtsort. Immer mehr bauen sich hier ein neues Leben auf und knapp die Hälfte der erwachsenen Flüchtlinge (49 Prozent) will bleiben – dauerhaft. Das geht aus am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) hervor.

Dabei bezog es sich auf eine Studie zur Lebenssituation von Ukrainern in Deutschland. Um zu verstehen, wie sich das Leben der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland entwickelt hat, befragte das BiB über drei Jahre hinweg immer wieder dieselbe Gruppe. Beim vorerst letzten Mal beteiligten sich von Mai bis August 2025 mehr als 6000 Schutzsuchende. Damit liegen dem Institut insgesamt gut 40 000 Interviews vor. Es sprach von einer „einzigartigen Datenlage“.

Um sich in Deutschland eine Zukunft aufzubauen, fassen der Studie zufolge immer mehr Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt Fuß: 51 Prozent der zwischen Februar und Mai 2022 nach Deutschland geflüchteten Ukrainer im Alter zwischen 20 und 64 haben inzwischen eine Stelle gefunden. „Die Erwerbstätigenquote der Schutzsuchenden aus der Ukraine hat sich von 16 Prozent im Spätsommer 2022 bis zum Frühsommer 2025 mehr als verdreifacht“, erklärte Studienleiter Andreas Ette. Besonders im vergangenen Jahr legte die Erwerbstätigenquote spürbar zu: Zwischen März und November 2024 stieg sie von 32 auf 46 Prozent. Damit hat sich der Einstieg in den Arbeitsmarkt nach einem zähen Start spürbar beschleunigt. Gleichzeitig verbesserte sich laut BiB die Arbeitszufriedenheit der Schutzsuchenden.

Trotz dieses Aufwärtstrends belegt Deutschland im europäischen Vergleich noch immer einen der hinteren Plätze bei der Beschäftigungsquote von ukrainischen Flüchtlingen. In anderen EU-Ländern ist diese deutlich höher. Unter anderem Dänemark (rund 80 Prozent), Polen (71) und die Niederlande (knapp 60) haben die Bundesrepublik abgehängt. Der Rückstand zeigt, dass Deutschland trotz aller Fortschritte Nachholbedarf hat – vor allem bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen und beim Zugang zu Sprachkursen.

Auch das BiB nannte vor allem den Spracherwerb als zentralen Faktor für die weitere Integration von Ukrainern. Hier lässt sich bereits eine positive Entwicklung erkennen: Während 2022 noch 89 Prozent der erwachsenen Ukrainer angaben, gar nicht oder eher schlecht Deutsch zu sprechen, sind es heute nur noch 59 Prozent. Acht Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse inzwischen sogar als „gut bis sehr gut“.

Menschen aus der Ukraine stellen angesichts des Fachkräftemangels eine wichtige Ressource für den deutschen Arbeitsmarkt dar, so das BiB. Familienzusammenführungen durch den Nachzug des Partners tragen der Studie zufolge dazu bei, dass sie länger in Deutschland bleiben. „Familien zeigen deutlich höhere langfristige Bleibeabsichten, wenn beide Eltern in Deutschland leben“, sagte Institutsdirektorin Katharina Spieß. Wie sich die Integration weiter entwickelt, hängt auch davon ab, wer künftig nach Deutschland kommt. Sollten, wie es sich derzeit abzeichnet, vermehrt junge ukrainische Männer fliehen, könnte das den Arbeitsmarkt und die Bleibeperspektiven spürbar verändern.(MIT DPA)

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