Strahlender Sieger: Zohran Mamdani, künftiger Bürgermeister von New York, mit seiner Mutter Mira Nair. © Yenesel/EPA
New York – Es ist 23.18 Uhr, als Zohran Mamdani auf die Bühne eines zum Bersten gefüllten Theaters im New Yorker Stadtteil Brooklyn tritt. „In diesem Moment der politischen Dunkelheit wird New York das Licht sein“, ruft er seinen jubelnden Anhängern zu. Dann richtet er sich direkt an den US-Präsidenten: „Donald Trump, weil ich weiß, dass Sie zuschauen“, sagt er. „Drehen Sie lauter!“ New York werde eine Stadt der Einwanderer bleiben. „Um an einen von uns zu kommen, müssen Sie an allen von uns vorbei.“
Bis zuletzt hatte Mamdani seine Anhänger gewarnt: Bloß nicht überheblich werden. Weiter Wahlkampf machen, so tun, als seien die Umfragen nicht deutlich auf ihrer Seite. Jetzt hat er es geschafft: Der 34 Jahre alte linke Demokrat, der erst 2018 US-Staatsbürger wurde und 2021 erstmals ein politisches Amt übernahm, wird im Januar New Yorks nächster Bürgermeister – als erster Muslim an der Spitze der Stadt.
Seine Unterstützer jubeln, einige weinen, andere fallen sich in die Arme. Mamdani betont, er wolle ein Bürgermeister für alle New Yorker sein. Er spricht von seinem Stolz auf die Vielfalt der Millionenmetropole.
Mit knapp zehn Prozentpunkten lag Mamdani nach vorläufigen Hochrechnungen der Wahlleitung weit vor dem gemäßigten Demokraten Andrew Cuomo, der nach seiner Niederlage in der Vorwahl als unabhängiger Kandidat angetreten war. Der Republikaner Curtis Sliwa hatte von Beginn an kaum Chancen.
Nach nur wenigen Jahren als Abgeordneter im Parlament des Staates New York wird Mamdani bald die größte Stadt der USA regieren. Der in Uganda geborene Sohn indischstämmiger Eltern – die Mutter Filmemacherin, der Vater Professor – mobilisierte Junge, New Yorker mit Einwanderungsgeschichte und Gewerkschaften. Unter seinen künftigen fünf Teammitgliedern – allesamt Frauen – ist auch die ehemalige Chefin der US-Wettbewerbsaufsicht FTC, Lina Khan.
US-Präsident Trump nennt Mamdani einen gefährlichen „Kommunisten“, drohte mit dem Entzug von Bundesmitteln und rief die New Yorker sogar dazu auf, für Cuomo zu stimmen. Mamdani entgegnete, der Präsident fühle sich durch ihn bedroht. Wie Trump habe er die Krise der Arbeiterklasse adressiert. „Aber im Gegensatz zu ihm werden wir tatsächlich etwas dagegen unternehmen“, sagte der Linke.
Mamdani hat sich selbst einmal als Trumps „schlimmsten Albtraum“ bezeichnet. Doch anstatt sich auf die Dauerprovokationen einzulassen, bot er konkrete Alternativen an, zumindest auf dem Wahlplakat: bezahlbaren Wohnraum, Gratis-Kinderbetreuung und bessere Busverbindungen in einer der teuersten Städte der Welt – finanziert durch höhere Steuern für Reiche und Firmen.
Sein Wahlkampf war getragen von Kleinspenden und 100000 Freiwilligen. Mit viel Straßen-Wahlkampf und Social-Media-Geschick stieg Mamdani binnen weniger Monaten vom Lokalpolitiker zum Shootingstar auf. In der Stadt genoss er zuletzt Celebrity-Status. Der 34-Jährige wurde umarmt, um Selfies gebeten. Dem jungen Politiker werden bereits Qualitäten eines Barack Obama nachgesagt. Kurz vor der Wahl berichtete die „New York Times“, der Ex-Präsident habe Mamdani telefonisch angeboten, ihm künftig beratend zur Seite zu stehen.