Vielleicht wurden die Totenglocken zu früh geläutet. In der Autoindustrie hellt sich die Stimmung auf. Abgesehen davon, dass dies eine Momentaufnahme ist und nicht zwingend eine wirkliche Trendwende andeutet, war das angesichts der jüngsten Entwicklungen – etwa auf der IAA – zu erwarten.
Die gestrigen Neun-Monats-Zahlen von BMW sehen auch deshalb so gut aus, weil der Konzern die Rückruf-Katastrophe des Jahres 2025 schon vor einem Jahr im Zahlenwerk gleich verarbeitet hat.
Renditen, die noch vor wenigen Jahren immer wieder im zweistelligen Bereich lagen, waren auf außergewöhnliche Erfolge vor allem in China zurückzuführen. Eine erstarkende chinesische Autoindustrie hat den Konkurrenzkampf verschärft, was naturgemäß zu Lasten der Gewinnmöglichkeiten geht. Rund fünf Prozent Gewinnmarge sind keine Katastrophe, sondern in einem funktionierenden Wettbewerbsumfeld ein Zeugnis für gutes Wirtschaften. Vielleicht waren die Markterwartungen auf lange Sicht einfach übertrieben.
Die europäische Autoindustrie steht derzeit vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte – und es sieht insgesamt so aus, als ob sie sich dieser Lage erfolgreich stellt. Die Branche kann durchatmen. Keine Lösung allerdings ist für große Teile der Zulieferer in Sicht. Viele werden ihre Geschäftsmodelle grundlegend überarbeiten müssen. Nicht nur die boomende Rüstungsbranche bietet hierfür Chancen.MARTIN.PREM@OVB.NET