Die Goldnachfrage ist in diesem Jahr wirklich aus den Fugen geraten. Darüber belehrt ein Blick auf den Kurs des Edelmetalls am Bankschalter. Auch wenn die absoluten Höchstkurse seit einigen Wochen nicht mehr erreicht werden, liegt der Kaufpreis für ein Kilogramm Gold mit 114548 Euro fast ein Drittel über dem, was vor einem Jahr für das Edelmetall zu zahlen war. Die Deutsche Bundesbank verfügt nach den USA über den größten Goldbesitz der Welt. Goldbarren im Gewicht von 3352 Tonnen sind für sie in Frankfurt, New York und London sorgsam verwahrt.
In dieser Situation mit einer übertriebenen Wertsteigerung sollten die Zentralbanken sich von Teilen ihrer Goldbestände trennen, um den Preis damit wieder auf ein normales Maß zu drücken. In Wahrheit aber sind es vor allem bestimmte Zentralbanken, die durch viele Käufe den Preis nach oben treiben. Dahinter steht bei vielen die Überlegung, weniger abhängig zu sein vom ungeliebten Dollar als der Weltleitwährung. Dazu glaubt auch das private Publikum, mit Gold, das anders als andere Anlagen keine Zinsen bietet, eine Art Inflationsschutz zu besitzen.
Trotz Auf und Ab der Goldpreise dürfte Gold immer seinen Wert behalten. Dafür ist es seit der Antike zu sehr verankert als ein Besitz auf Dauer und ein vermeintlicher Glücksbringer. Dass Gold aber auch Nachteile hat, musste schon Hans im Glück erfahren. Dem wurde sein Goldklumpen so schwer, dass er ihn leichtfertig eintauschte gegen ein Pferd.
Der Goldschatz der Deutschen Bundesbank kommt aus den goldenen D-Mark-Zeiten. Um das Risiko eines Verlustes zu begrenzen, haben wir traditionell einen wesentlichen Teil unserer Goldbestände der US-amerikanischen Federal Bank zur Verwahrung gegeben. Das kostet zwar laufend auch Gebühren, ist aber gleichwohl eine sehr gute Entscheidung in einer zunehmend unsichereren Welt, in der die USA ein vergleichsweise sicherer Ort sind. Trotzdem gibt es wachsende politische Forderungen in Deutschland, das bei der Fed in New York liegende Gold von etwa 1250 Tonnen nach Deutschland zurückzuholen. Aber das wäre sehr unklug. Das meiste deutsche Gold liegt ohnehin schon in Frankfurt bei der Bundesbank selbst. Die Auslagerung eines Teils von ca. 40 Prozent nach New York ist neben der Risikostreuung wichtig als Bekenntnis zur Einheit des westlichen Geldsystems und der westlichen Verbundenheit. Es gibt dazu keine Alternative für Deutschland. Das Gold jetzt zurückzuholen mit Fanfaren, wie „Heim ins Reich“, wäre nur ein Signal für schlechtere Beziehungen zu den USA. Die Lagerung dort, wo der größte Markt ist, erleichtert im Bedarfsfall den Wechsel in beliebig andere Währungen.
Früher hatten wir die D-Mark. Die war so gut wie Gold. Bei deren Ende wurden einige goldene Markstücke als Münzen geprägt und ausgegeben. Als schöne Erinnerung an gute alte Zeiten kosten sie heute schon über 1000 Euro.
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