Die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CO₂) soll in Deutschland künftig bei der Eindämmung des Treibhausgasausstoßes helfen. Der Bundestag gab am Donnerstag mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von Union und SPD grünes Licht für ein entsprechendes Gesetz, das neben dem Einsatz sogenannter CCS-Technologie auch den Aufbau eines CO₂-Pipeline-Netzes in Deutschland vorsieht.
Was ist CCS?
CCS steht für Carbon Capture and Storage: Kohlendioxid (CO2) wird nicht in die Atmosphäre ausgestoßen, sondern abgeschieden und dann dauerhaft in tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten eingespeichert. Daneben gibt es noch die CCU-Technologie (Carbon Capture and Utilization), bei der das CO2 nach der Abscheidung genutzt wird.
Wie kann CCS eingesetzt werden?
Die meisten Klimaexperten sind sich einig, dass es nicht gelingen wird, die Nutzung fossiler Brennstoffe in allen Bereichen schnell genug zu beenden, um die Klimaziele einzuhalten. Dies sieht auch der Weltklimarat IPCC so. Genannt werden hier vor allem bestimmte Industrieprozesse wie die Zement- oder Kalkherstellung, bei denen CO2 entsteht, oder Produktionsverfahren, bei denen vorläufig nur schwer vollständig auf fossile Brennstoffe verzichtet werden kann.
Was will die Bundesregierung unternehmen?
Die CO2-Lagerung unter dem Meeresboden soll ermöglicht werden, wohl in erster Linie unter der Nordsee. CO2-Speicher auf dem Festland sind zunächst nicht vorgesehen, die Bundesländer sollen aber eigene Regelungen für die Speicherung an Land erlassen können. Ein zentraler Punkt sind im Gesetzesentwurf der Bundesregierung zudem die Transportwege. Dafür soll ein Pipeline-Netz aufgebaut werden.
Wogegen richtet sich die Kritik?
Klimaschützer befürchten, dass Staaten oder Unternehmen den Abschied von fossilen Energieträgern unter Hinweis auf die Option CCS auf die lange Bank schieben könnten. Befürchtet wird außerdem, dass aus den Lagerstätten Treibhausgase nach und nach entweichen könnten. Auch vor geologischen Verwerfungen und anderen Risiken wird gewarnt, zudem vor Nachteilen für die Meeresökologie. „Noch gibt es weltweit kaum CCS-Anlagen, und die wenigen in Betrieb sind extrem teuer und ineffizient“, erklärte die Greenpeace-Expertin für Klima- und Energiepolitik, Sophia van Vügt. Sie kritisierte zudem, dass CCS an Gaskraftwerken zugelassen werden solle. Damit würden „schwerwiegende Bedenken“ ignoriert und „eine milliardenteure Risikotechnologie gegen alle vernünftigen Einwände durchgeboxt, damit die Gasindustrie ihr Geschäftsmodell nicht ändern muss“.
Welche Erfahrungen gibt es mit CCS?
In Deutschland gab es ein Pilotprojekt in Ketzin westlich von Berlin, das aber wieder aufgegeben wurde. Dort wurden zwischen 2008 und 2013 mehrere tausend Tonnen CO2 in unterirdischem Salzwassergestein 630 bis 650 Meter unter der Erde eingelagert. Die Speicherung unter dem Meeresboden wird derzeit vor allem von Norwegen vorangetrieben.