Bernreiter: „Es war schon sehr beeindruckend“

von Redaktion

München – Fast eine Woche lang war der bayerische Bau- und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) in Japan unterwegs. Ein Land, das durchaus mit Deutschland vergleichbar ist, in dem in Sachen Infrastruktur aber vieles deutlich besser funktioniert. Ein Interview von Mike Schier.

Herr Bernreiter, ein sauberer, pünktlicher Zug mit funktionierender Toilette – hatten Sie im Shinkansen Tränen in den Augen?

Es war schon sehr beeindruckend. Der Shinkansen ist innen eher spartanisch ausgestattet, aber es funktioniert alles.

Wie bekommen die Japaner das hin, woran wir Deutschen scheitern?

Es gibt gravierende Unterschiede. Zum einen hat der Shinkansen ein autarkes System. Das heißt: Auf diesen Gleisen fährt sonst kein anderer Zug. Nur deshalb kann er so pünktlich sein. Zum anderen ist er wirtschaftlich, weil die Taktung attraktiv ist und die Züge extrem gut ausgelastet sind. Der Shinkansen fährt zwischen den großen Städten alle zwölf Minuten, in Spitzenzeiten sogar noch öfter.

Diese Fernzug-Taktung ist besser als hier bei der S-Bahn. Wäre das für Verbindungen von München nach Stuttgart oder Nürnberg völlig undenkbar?

Es ist einfach eine Frage der Wirtschaftlichkeit. In Japan läuft das alles kostendeckend. Die Tickets sind deutlich teurer, bei uns gibt es dagegen den Anspruch, dass alles möglichst umsonst sein soll. In dem Raum, den der Shinkansen abdeckt, leben 62 Prozent der Japaner, die täglich zur Arbeit fahren. Das macht die Planung leichter, den Betrieb rentabler.

Was kann Deutschland von Japan bei der Bahn lernen?

Das A und O ist eine funktionierende Infrastruktur. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir das Sondervermögen haben. Das muss nun zeitnah so eingesetzt werden, dass wir deutliche Verbesserungen spüren.

Unterschiede gibt es auch beim Personal: Japan hat mehr Menschen für technische Wartung, aber auch für die Reinigung.

Ja, da sind sie besser aufgestellt. Offenbar spielen Personalprobleme in Japan keine so große Rolle. Weil es kein so gutes Rentensystem gibt, sind auch viele Senioren im Einsatz, im fortgeschrittenen Alter dann in Wächter- und Ordnungsfunktionen. Die Frage ist, wie lange sich das so noch aufrechterhalten lässt.

Warum?

Japan schrumpft bereits. Das Land altert, es gibt praktisch keine Zuwanderung von Fachkräften. Über Jahre hinweg ist das Wirtschaftswachstum ausgeblieben, aber die Verschuldung wächst. Viele Menschen stellt die damit einhergehende Abwertung des Yen vor große Probleme. Wo Japan für Touristen billiger wird, verteuert sich das Leben für die Einheimischen enorm. Für viele führt das in die Armut.

Sie haben auch in die Zukunft geschaut und eine Magnetschwebebahn besichtigt.

Es gibt ein Modell, mit einer Magnetschwebebahn, die 500 Kilometer pro Stunde fahren soll. Wie das funktioniert, wird man sehen.

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