Barbara Salamoni (l.) mit Linda Jo Rizzo. © Tinnefeld/API
München – Es ist eine beispiellose Benefiztradition: 80 Damen belegen kunstvoll 4000 Kanapees und verzieren sie mit Schwarz-Rot-Goldenen oder Stars & Stripes-Fähnchen als Symbol für die große transatlantische Freundschaft, die jedes Jahr beim Traditionellen Silbertee des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs im Kaisersaal der Residenz einen besonders glanzvollen Ausdruck findet. Seit 1949 der damalige US-Generalkonsul Sam E. Woods in sein Haus geladen hatte, um Spenden für die notleidende Münchner Bevölkerung zu sammeln. 50 Gäste folgten dieser Einladung, inzwischen sind es über 500. Und es ist stets einer der wichtigsten Termine für den jeweils amtierenden US-Generalkonsul.
Doch am Dienstagabend musste Dr. James Miller passen – wegen der Haushaltssperre in den USA. Denn der Shutdown trifft nicht nur die US-Garnison in Bayern, der auf ihrer Internetseite wegen des seit 1. Oktober nicht bezahlten Solds kurzfristig der Gang zur Tafel empfohlen wurde. „Wenn er da gewesen wäre, hätte ich Miller gesagt, in diesem Jahr für die Soldaten zu sammeln“, meinte die Amerikanerin und Immobilien-Unternehmerin Leslie von Wangenheim, die die deutsch-amerikanische Freundschaft aktiv lebt. Wie auch die 200 Club-Mitglieder, die für den High Tea ihr privates Tafelsilber auf Hochglanz bringen.
Der Erlös ging in diesem Jahr aber nicht an Shutdown-Opfer, sondern jeweils 10 000 Euro an FortSchritt Bayern für inklusive Kinderbetreuung und die Hilfsorganisation Weißer Ring für Opfer von Kriminalität und Gewalt in Freising, an die Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl den Spendenscheck überreichte – in ausdrücklicher Vorfreude auf die Kanapees. „Ich bin für das Gute und gegen das Schlechte, damit ist alles gesagt“, sagte der Schauspieler unserer Zeitung, der neben Philosophie auch Amerikanistik studierte.
Ehrenmitglied des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs ist Bayerns First Lady Karin Baumüller-Söder, für die der Silbertee ein Highlight des Jahres ist; weniger, weil sie auch gern Tee trinkt, mehr wegen des Austausches weltoffener Menschen. Über den Tellerrand, respektive über den Atlantik zu schauen, ist der Grund, warum sich Damen in 20 dieser deutsch-amerikanischen Serviceclubs engagieren. Wie Dr. Karin Behringer. Die pensionierte Anästhesistin kam über eine Freundin zum Frauenclub und hat dort die Pressearbeit übernommen. „So wie ich aufgewachsen bin, haben wir die USA immer als sehr freundschaftliches Partnerland erlebt. Von der ganzen Post-Kriegs-Historie her sind wir einfach sehr dankbar gewesen. Jetzt bin ich mit vollstem Herzen engagiert. Wir verstehen uns als Katalysator, um für wohltätige Vereine finanzielle Mittel zu generieren.“ULRIKE SCHMIDT