Im Schatten der Bavaria: Finanzminister Albert Füracker mit seinem Chef, Markus Söder. © dpa
München – Einmal im Jahr gibt es den Hauch einer Chance, tiefer in diesen Albert Füracker reinzuschauen. Beim Maibock-Anstich im staatlichen Hofbräuhaus ist das, der Finanzminister als Gastgeber soll eine launige Rede halten. Weil der Landwirt diese Pflicht, wie jede Pflicht, ernst nimmt, schreibt er seine Rede selbst. In diesem Jahr war eine Prise Sarkasmus drin, aber auch ein Hauch Verzweiflung, als der 57-Jährige über seine Arbeit sprach. Andauernd komme ein Ministerkollege und wolle Geld, klagte er, „für die Bauern, für den Landtag, für die Kinder, für die Schulden, für die Umwelt, für die Straßen, man glaubt gar nicht, für was man alles Steuern braucht. Und wenn ich es dann einigermaßen geschafft habe, ruft der Ministerpräsident an und sagt, ,Lieber Albert, ich habe eine Idee‘“. Es klang lustig, war ihm aber ernst.
Sisyfos Füracker, und am Ende haut Markus Söder mit seinen teuren Ideen alles um? Die Polit-Szene horchte auf. Dass Füracker mit seiner strikten Loyalität und engen Freundschaft zu Söder heuer mal laut ein paar kritische, fast fatalistische Sätze sagte, war ungewöhnlich. Ein Warnschuss? Er wurde jedenfalls gehört.
Am Dienstag jedenfalls haben Söder und Füracker Schulter an Schulter Bayerns Doppelhaushalt 2026/27 vorgestellt. Wochenlang wurde Söder nachgesagt, lieber in die Verschuldung zu gehen als in unpopuläre Sparvorschläge. Doch statt dem Bruch mit dem Erbe der ausgeglichenen Haushalte legen beide Sparpläne für einen Etat ohne Kredite vor. „Das ist politische Führung“, lobt sich Söder, „investieren, aber Maß halten“.
Wie kam‘s dazu? Teilnehmer der unzähligen Spar-Sitzungen der letzten Monate in der Koalition schildern, anfangs sei Füracker der einzige Mahner gewesen. Aber nie laut, nie schroff. Intern und extern zog er nie eine rote Linie, schloss Schulden nicht aus, blieb nach der guten Steuerschätzung im Oktober aber bei seinen Spar-Appellen. Füracker könne „sehr intensiv argumentieren und dringliche Hinweise geben“, sagt FW-Fraktionschef Florian Streibl, er meint das anerkennend.
Söder und Füracker. Beide kennen sich eine Ewigkeit. In der JU war der Markus der Chef, der Albert sein Stellvertreter. Später wurde Söder Finanzminister, Füracker sein Staatssekretär. Beide machen gerne gemeinsam Radtouren. Man kann sich denken, wer vorne fährt. Kurz wurde sogar spekuliert, Füracker könnte Söder einst als Ministerpräsident folgen. Doch er wiegelte immer ab: „Ich bin ausbefördert.“ Söder auf seine Seite zu holen, war der Schlüssel für die Haushalts-Wende. Zwischenzeitlich wurde schon spekuliert, das enge Verhältnis sei abgekühlt. Seit Dienstag stehen Chef und Kassenhüter, ein sehr ungleiches Paar, eher geeinter da.CD/MIK