Der Aufschrei war zu erwarten: Mit dem Verzicht auf das Kinderstartgeld und der Abschaffung des Familiengelds „begraben Söder und Aiwanger das Familienland Bayern“, schimpfte die SPD. Auch der Sozialverband VdK verurteilte den „Kahlschlag“. Und es stimmt ja: Für etliche Familien, erst recht für Alleinerziehende, wird der Wegfall der Leistungen schmerzhaft. Der Unmut ist deshalb so naheliegend wie verständlich – doch er übersieht den fundamentalen Prinzipienwandel der Konservativen, mit dem das linke Lager eigentlich sehr einverstanden sein müsste.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass in der CSU viele die Meinung vertraten, junge Mütter sollten besser nicht arbeiten und sich lieber um die Kinder kümmern. Man erinnere sich an aufgeheizte Debatten voller Kampfbegriffe wie „Rabenmütter“, „Herdprämie“ oder „Wickelvolontariat“. Heute formuliert eine konservative Staatsregierung ganz selbstverständlich: „Bayern fokussiert den Mitteleinsatz vollständig auf die Betreuungsstrukturen“. Heißt: Das Geld für die Familien geht nicht verloren, sondern wird voll in Kitas und Betreuung investiert.
Im Jahr 2025 ist das der richtige Ansatz, auch wenn es noch immer Bedarfsunterschiede zwischen Stadt und Land geben mag. Gerade im teuren Oberbayern können die wenigsten ihr Leben mit nur einem Einkommen bestreiten. Umso wichtiger ist es, dass mit der Entscheidung fürs Kind das Berufsleben keinen jähen Einschnitt erfährt. Die Betreuung zu verbessern, ist also ein wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung – kurzfristig beim Einkommen, langfristig bei den Anwartschaften zur Rente. So geht moderne Familienpolitik.MIKE.SCHIER@OVB.NET